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Blasses Busspurkonzept

■ Verkehrssenator hat Beschleunigungskonzept für Busse und Tram fertig

Berlin. Verkehrssenator Herwig Haase (CDU) will auf etwa 240 Kilometern Streckenlänge den Busverkehr beschleunigen. Ampeln sollen so geschaltet werden, daß der öffentliche Nahverkehr — auch die Straßenbahn — freie Fahrt hat. Auf einem Teil der Strecke erhalten Bus und Tram eigene Spuren. Dies sieht ein »Beschleunigungskonzept für Bus und Straßenbahn« vor, das der Senat eigentlich Ende März beschließen sollte. Das etwa 80 Seiten starke Papier liegt der taz vor.

Für den Busverkehr seien zehn Beschleunigungsprojekte (Streckenlänge: acht Kilometer) sofort umsetzbar, heißt es in der Senatsvorlage. Wird der Vorlage zugestimmt, werden weitere 172 Kilometer besonders dringlich, 67 Kilometer später untersucht. Es sei beabsichtigt, das Tempo des öffentlichen Verkehrs auf diesen Abschnitten bis zum Jahr 2000 zu erhöhen. Die Umsetzung soll 64 Millionen Mark kosten.

Das derzeitige Busspurnetz ist 42 Kilometer lang. Um wieviel es aufgestockt wird, geht aus Haases Konzept nicht hervor. Busspuren sollen nur dort angelegt werden, wo andere Tempomaßnahmen nicht greifen und die Auswirkungen für die anderen Verkehrsteilnehmer vertretbar scheinen. In dem Konzept wird ausgeschlossen, daß ein großes geschlossenes Busspurnetz ensteht.

In allen Straßen, wo bisher für Autos zwei Fahrspuren bestehen, sollen diese auch weiterhin erhalten bleiben. Die Haase-Busspuren würden grundsätzlich nur befristet gelten, damit für Einkaufs-, Freizeit- und Besucherfahrten mit dem PKW möglichst viele Parkplätze verfügbar bleiben. Parkraum für Berufspendler wird nicht mehr berücksichtigt.

Bei der Beschleunigung des Nahverkehrs setzt der Verkehrssenator auf allerhand Technik. Die BVG soll mit Hilfe eines elektronischen Leitsystems Verkehrsengpässe jederzeit erkennen. Eine andere Anlage (»Euro-Scout«) überwacht den Fluß des gesamten Verkehrs und greift bei Staus mit Hilfe von Ampelschaltungen ein. Bus und Bahn könnten mit den beiden neuartigen Systemen den Autos vorgezogen werden. Wegen zunehmender Überlastung des Straßennetzes würden Ampeln so geschaltet, daß dem Autoverkehr die Fahrt in die Innenstadt erschwert werde. Beispielsweise erhalten Bus- und Straßenbahn-Schaffner per Funk die Möglichkeit, Ampeln auf grün zu schalten. Schon heute können Busfahrer auf dem Kurfürstendamm zwei Ampeln, ab Sommer fünf weitere Ampelanlagen in Spandau versuchsweise steuern.

Neben dem Beschleunigungspapier sollte Haase bis Ende vergangenen Monats auch Konzepte zur Straßenbahn- und Parkraumbewirtschaftung vorlegen. Die SPD hatte dem Autotunnel unter dem Tiergarten unter anderem unter dieser Bedingung zugestimmt. Doch bis heute liegen die beiden Papiere nicht vor. Dirk Wildt

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