Bosniens Serben spalten Innenministerium

Belgrad/Zagreb (afp/ap/taz) — Die serbische Minderheit in Bosnien-Herzegowina hat mit der Bildung einer eigenen Polizei begonnen, um die Verfassung ihrer jüngst ausgerufenen „Serbischen Republik“ erstmalig umzusetzen. Damit vertieft sich die Spaltung zwischen den Nationalitäten, die sich gestern auch im bosnischen Innenministerium abzeichnete. Die Regierung der Republik hatte dem Amt laut der Belgrader Nachrichtenagentur 'Tanjug‘ Anweisung zur „verantwortungsvollen Pflichterfüllung“ gegeben. Dagegen kündigte der stellvertretende Innenminister, der Serbe Mocilo Mandic, die sofortige Aufstellung einer eigenen serbischen Polizei an. Der serbische „Polizeiminister“ Mico Stanisic forderte alle serbischen Polizisten auf, ihre alten Einheiten zu verlassen und sich den neuen anzuschließen. Das serbische „Parlament“ verabschiedete am Dienstag mehrere „Polizeigesetze“, nach denen in jeder der fünf autonomen serbischen Regionen eine Polizeizentrale eingerichtet werden soll.

Unterdesssen verstärkten sich erneut die Kämpfe in Bosnien-Herzegowina und Kroatien. Die von der bosnischen Regierung angekündigte Aufstellung einer „Friedenstruppe“ für die hart umkämpfte Stadt Bosanski Brod ist offensichtlich gescheitert. Zwar gab es bisher keine offizielle Erklärung, doch war die bereits für Montag angekündigte Truppe am Mittwoch noch immmer nicht eingetroffen. Rund 200 moslemische, serbische und koratische Einheiten sollten den am Wochenende vereinbarten Waffenstillstand überwachen. Der Führer der moslemisch-kroatischen Milizen in Bosanski Brod, Armin Pohara, erklärte: „Das Innenministerium ist zerfallen.“ Neue Kämpfe wurden auch aus dem Hinterland von Neum, der einzigen bosnischen Stadt an der Adria, gemeldet. In der Stadt Bjelinjina im Norden waren nach Meldungen von 'Tanjug‘ die ganze Nacht zum Mittwoch über Maschinengewehrsalven und Mörsereinschläge zu hören.

In Kroatien wurden die Städte Osijek und Vinkovci von der jugoslawischen Armee angegriffen. Diese setzte Raketenwerfer, Bomben, Kanonen und Panzer ein, um die kroatischen Verteidigungslinien zu durchbrechen. Die kroatische Nachrichtenagentur 'Hina‘ berichtete, die Bundesarmee habe in den vergangenen Tagen ihre Truppen vor Vinkovci verstärkt. Binnen 24 Stunden wurde die Stadt 24mal mit schwerer Artillerie angegriffen. In Osijek sind trotz des im Januar vereinbarten Waffenstillstands nach Angaben des Bürgermeisters 83 Menschen bei Kämpfen getötet worden. rik