Party-Diktator kommt

■ ... aber die CD ist doch nicht fertig geworden

Es ist soweit — und doch nicht ganz. Die Bremer Band Party Diktator wollte eigentlich heute abend ihre erste CD vorstellen. Live im Schlachthof. Auftreten werden sie auch, nur, das runde Objekt aller Begierde ist nicht rechtzeitig fertig geworden. Das ist sehr schade, aber das Konzert in der Kesselhalle ist auch ohne den Tonträger ein Ereignis besonderer Güte. Das liegt an den vier Verrückten auf der Bühne. Ole (git), Nick (voc), Popel (dr) und Matthias (b) haben ihren kompakten Sound mittlerweile so verdichtet und arrangiert, daß die Stücke, jedes für sich, unweigerlich im Ohr hängen bleiben. Party Diktator, der zweite Teil des Namens wird ausdrücklich deutsch ausgesprochen, ist weit davon entfernt, nur eine Band aus dem Umfeld des Punk zu sein. Was da auf der Bühne abgeht, ist manisch, mitreißend, grell, kreischend und melodiös zugleich. Das Material ist mit überraschenden Breaks durchsetzt, die von vorgezeichneten Linien fortführen und trotzdem immer wieder zum Thema zurückfinden.

Sicher, die Lokal-Diktatoren sind eine harte, kompromißlose Independent-Band und somit vielleicht nicht jederfraus Sache. Aber es kommt eben nicht häufig in Bremen vor, das eine Musikgruppe etwas wirklich Eigenständiges auf die Beine stellt. Ausnahmen bestätigen nachdrücklich diese Regel. Wenn im Augenblick eine Bremer Band die Möglichkeit hat, europaweit bekannt zu werden, dann sind sie es. Einzig und allein, weil Musik mit hohem Wiedererkennungswert in die Zeit paßt und auch breitere HörerInnenschichten erreichen könnte. Das wird die Industrie über kurz oder lang auch erkennen.

Der heutige Abend gehört allerdings nicht nur Party Diktator. Ihnen zur Seite stehen die englischen Draufgänger Spermbirds, deren Sänger Lee Hollis auch der Produzent der CD der Bremer ist. Wer heute zu Hause bleibt, hat selbst Schuld, ehrlich. Cool J.F.