Sauerstoffmangel

■ Betr.: „Niedersachsens Grüne auf Krawall“ — taz Bremen vom 30.3.92

Die Landesdelegiertenkonferenz der Grünen in Niedersachsen hat am 2. März der Giftmüllbehandlung durch Pyrolyse grünes Licht gegeben.

Die Pyrolyse ist ein thermisches Vefahren zur Abfallbehandlung, das im Gegensatz zur Verbrennung unter Sauerstoffmangel stattfindet. Grüne und Alternative hatten in die Pyrolyse vor fast zehn Jahren schon einmal große Hoffnungen gesetzt: Die Schadstoffmessungen, insbesondere der Dioxine, zerstörten damals den Traum in diese vermeintliche „Alternative“ zur Müllverbrennung. Daß die Verfahren der Pyrolyse immer noch schmutzig sind, tut der Hoffnung indes keinen Abbruch mehr.

Wieder und immer noch mit der Müllverbrennung konfrontiert, geht der Vorstand der Grünen in Niedersachsen in die Offensive und kreiert das schöne Wort von der „sortenreinen Pyrolyse“. Daß es die nicht gibt, tut nun auch der Politik keinen Abbruch, denn die wird schließlich sowieso nur mit Worten gemacht. So übernimmt die Fraktion der Grünen im Landtag flugs die Sprachhülse und stülpt sie kurzerhand der realen Pyrolyseanlage in Salzgitter über — als verbalen Emissions-Verhüterli sozusagen.

„Dioxin-Null-Emission“ war denn auch gleich die freudige Erkenntnis des grünen Staatsrates Horn darauf. Das Problem des thermisch zu behandelnden Giftmülls wurde von den Grünen sprachlich erledigt.

Delegierte, die die Worthülse „sortenreine Pyrolyse“ wieder aus dem Antrag verbannen wollten, mußten sich vom Vorstand belehren lassen: Genau das sei doch der „Kern des Antrags“ (Peter Bulle). Die Mehrheit vernahm es und stimmte zu.

Nachvollziehbar ist dies alles kaum, es sei denn, man setzt gewisse Umweltbedingungen, insbesondere chronischen Sauerstoffmangel voraus, der den Delegierten die Einwilligung und Zustimmung erleichterte.

Ellhard Behrends, Kreistagsabgeordneter der Grünen im Landkreis Oldenburg