Bosnien macht mobil

■ Während die ersten französischen UNO-Blauhelme im kroatischen Rijeka an Land gingen, bombardierte die Luftwaffe der Bundesarmee erneut kroatische Stellungen in Bosnien. Nach Angaben des bosnischen Rundfunks gab es...

Bosnien macht mobil Während die ersten französischen UNO-Blauhelme im kroatischen Rijeka an Land gingen, bombardierte die Luftwaffe der Bundesarmee erneut kroatische Stellungen in Bosnien. Nach Angaben des bosnischen Rundfunks gab es Hunderte von Toten. Präsident Izetbegovic erklärte die Generalmobilmachung.

Eine Generalmobilmachung seiner Territorialstreitkräfte hat Bosnien-Herzegowina am Sonntag an den Rand des offenen Bürgerkriegs gebracht. Die Anordnung von Republikpräsident Alija Izetbegovic erfolgte, nachdem es bei Kämpfen zwischen Serben und Kroaten in der Kupres-Ebene am Freitag und Samstag Hunderte von Toten gegeben hatte. Präsident Izetbegovic warf der von Serben dominierten Bundesarmee vor, bei der Verhinderung von „Massakern an der Zivilbevölkerung“, vor allem an Muslimanen, versagt zu haben. Die Bevölkerung müsse nun die Möglichkeit zur Selbstverteidigung erhalten.

Die kriegerischen Auseinandersetzungen in den bosnischen und kroatischen Konfliktgebieten hatten sich am Wochenende erheblich ausgeweitet, während die ersten Kontingente der UN-Friedenstruppen an der Adriaküste eintrafen. Nach Berichten des bosnischen Rundfunks bombardierte die Luftwaffe der Bundesarmee die kroatischen Stellungen auf dem Kupres-Plateau. Die kroatische Agentur 'Hina‘ meldete, es sei den kroatischen Einheiten gelungen, in Kupres die Kontrolle zu übernehmen und drei Flugzeuge der Bundesarmee abzuschießen. Am Samstag rückte die Bundesarmee mit Panzern in die nordbosnische Stadt Bijeljina ein, die nach blutigen Kämpfen von serbischen Milizen erobert worden war. Die serbischen Medien feierten die Eroberung des mehrheitlich moslemischen Bijeljina als „Befreiung“. Bei den heftigen Zusammenstößen in Bijeljina waren in den Tagen zuvor nach einer Bilanz von Radio Sarajevo 24 Menschen getötet worden.

In Bosniens Hauptstadt Sarajevo war die Lage am Sonntag gespannt, nachdem in der Nacht bei bewaffneten Auseinandersetzungen drei Menschen getötet worden waren. Bewaffnete und maskierte Einheiten errichteten an mehreren Stellen in Sarajevo Barrikaden und nahmen Personenkontrollen vor. In der nordbosnischen Stadt Bosanski Brod gingen am Samstag die bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen serbischen und moslemisch-kroatischen Milizen ebenfalls weiter. Nach Angaben von Radio Sarajevo waren dort in den vergangenen Tagen etwa 40 Menschen getötet worden. Auch in Kroatien gingen die Kämpfe weiter. Wie die Nachrichtenagentur 'Hina‘ meldete, griff die Bundesarmee in der Nacht zum Sonntag mehrere kroatische Städte an. Im slawonischen Osijek wurden nach diesen Angaben seit Freitag 16 Menschen getötet und 26 weitere verletzt.

Inzwischen trafen am Samstag die ersten Einheiten des französischen Kontingents der UN-Friedenstruppen im kroatischen Hafen Rijeka ein. Die 1.300 Mann sollten überwiegend im dalmatinischen Hinterland bei Zadar stationiert werden. 700 weitere französische Freiwillige sollen folgen. UN-Generalsekretär Butros Ghali forderte am Samstag die möglichst rasche Stationierung aller 14.000 Blauhelme in Jugoslawien. Er halte es für „sehr gefährlich“, die volle Entsendung der UN-Schutztruppen nach Jugoslawien zu verzögern. afp, Sarajevo