Noriega erwartet das Geschworenen-Urteil

■ Der Prozeß gegen Panamas Ex-Machthaber geht zu Ende

Miami (afp) — Die zwölf Geschworenen im Prozeß gegen den ehemaligen panamaischen Militärmachthaber Manuel Antonio Noriega setzen heute ihre am Samstag aufgenommenen Beratungen fort, die sich vermutlich noch mehrere Tage lang hinziehen werden. Bundesrichter William Hoeveler hatte zuvor dem Antrag der Jury stattgegeben, ihr eine vollständige Kopie der Anklageschrift zu übergeben. Der Richter hatte zugleich den Vorschlag der Staatsanwaltschaft abgelehnt, diejenigen Punkte aus der Anklageschrift zu streichen, die während des Prozesses nicht zur Sprache gekommen waren, oder deren Unhaltbarkeit sich erwiesen hatte. Noriega selbst, dem unter anderem Verwicklung in kriminelle Drogengeschäfte vorgeworfen wird, hatte das Gericht am Samstag beschworen, der Jury die ursprüngliche Anklageschrift aus dem Jahre 1988 vorzulegen. Die darin enthaltenen Anklagepunkte hätten Ende 1989 den Einmarsch der US-Truppen und seinen Sturz nach sich gezogen, sagte Noriega. Deshalb sei es nicht statthaft, kurz vor der Beratung der Geschworenen die Anklageschrift abzuändern, die beiden Ländern „Feuer, Blut und Tränen“ gebracht habe. Richter Hoeveler stimmte der Argumentation Noriegas zu. Zugleich gab er den zwölf Geschworenen zu verstehen, daß die US-Regierung nicht gehalten sei, den Beweis für jeden der Anklagepunkte zu erbringen. Die Jury hatte am Freitag darauf hingewiesen, daß die Staatsanwaltschaft mehrere Anklagepunkte aus der Kopie der Anklageschrift entfernt hatte, die den Geschworenen übergeben werden sollte. Noriega verlangte unter anderem, die Aussagen von Boris Olarte nicht zu streichen, einem ehemaligen Drogenhändler, der mittlerweile für die US-Behörde zur Bekämpfung der Rauschgiftkriminalität (DEA) arbeitet. Olarte, der vor Gericht nicht gehört wurde, hatte zu Protokoll gegeben, Noriega mehr als vier Millionen Dollar Bestechungsgelder des kolumbianischen Drogenkartells von Medellin übergeben zu haben. Mit der Summe sollte laut Olarte Noriegas Stillschweigen über ein Labor des Kartells zur Kokainherstellung erkauft werden. Diese Angaben haben sich allerdings nicht bestätigt.