Minenräumung in Angola verzögert

■ Cap Anamur beschuldigt Verteidigungsministerium/ NVA-Panzer nur für Somaliland genehmigt

Berlin (taz) — „Nichtsnutzige, überflüssige Formalitäten“ des Bonner Verteidigungsministeriums verzögern nach Angaben des Vorsitzenden des Notärztekomitees Cap Anamur, Rupert Neudeck, ein Minenräumprogramm seiner Organisation in Angola. Eigentlich sollten Ende dieses Monats vier demilitarisierte Minenräumpanzer und andere Spezialfahrzeuge aus Beständen der Nationalen Volksarmee (NVA) der ehemaligen DDR nebst Ersatzteilen und Pionierbrücken von Hamburg aus in das südafrikanische Land verschifft werden. Dort bedrohen Tausende im Bürgerkrieg gelegte Minen das Leben der Einwohner. Zur Zeit extra ausgebildete ehemalige NVA- Mitglieder und zwei Spezialisten aus den alten Bundeländern hätten dann im Auftrag der Hilfsorganisation Mitte Mai mit dem Entschärfen und Räumen der Sprengsätze beginnen können.

Nach einem Gespräch auf der Bonner Hardthöhe am Montag zweifelt Neudeck nun daran, daß die Materialien tatsächlich zum vorgesehenen Termin verschifft werden können. Probleme hat die Verteidigungsbürokratie vor allem, weil das Projekt ursprünglich für das ostafrikanische Somaliland geplant und auch genehmigt worden war. Aufgrund der angespannten Sicherheitslage dort entschloß sich Cap Anamur dann aber, das Projekt in Somaliland vorerst aufzuschieben und Material und Spezialisten statt dessen in Angola zum Einsatz zu bringen. Ende März klärte Neudeck in der angolanischen Hauptstadt Luanda Einzelheiten mit Vertretern der UNITA und der Regierungsseite sowie mit Vertretern der zuständigen UNO- Komission (CCPM). Doch die Notärzte hatten ihre Rechnung ohne deutsche Verordnungen gemacht. Im Verteidigungsministerium hieß es am Montag, daß man mit dem Projekt zwar sympathisiere, aber über einen Einsatz von NVA-Gerät in Angola noch kein Vertrag existiere. Nun sieht sich die Hilfsorganisation gezwungen, den für Somaliland geschriebenen Antrag noch einmal einzureichen, nachdem zuvor die Bezeichnung „Somaliland“ durch „Angola“ ersetzt wurde.

Die von Cap Anamur angekündigte „Weltpremiere“, daß „militärisches Equipment zu lebensrettendem humanitärem Material konvertiert“ werde, ist damit erst mal verschoben. Nach Angaben der Organisation wurden in Angola bereits 80.000 Menschen durch Minen verkrüppelt, und täglich drohen es mehr zu werden. Die Sprengsätze, die sowohl von der UNITA als auch den Regierungstruppen der MPLA gelegt wurden, stammen aus sowjetischer, italienischer, chinesischer, italienischer, südafrikanischer, US- amerikanischer und DDR-Produktion. Die Organisation plant weitere Minenräumaktionen in Kambodscha, Afghanistan und Kurdistan. taud