Giftmülltransport in Hamburg gestoppt

 ■ Aus Hamburg Marco Carini

Tatort Hamburger Freihafen, Schuppen 48. Am 23. März entdecken Beamte der Wasserschutzpolizei in drei Containern 200 zum Teil angerostete Fässer. Brisanter Inhalt: das dioxinhaltige Herbizid „Trizilin25“. Die in Halle ansässige Firma „Taurus-Umwelt GmbH“ hatte versucht, die aus Bitterfeld stammenden 200-Liter-Behälter, als „Ersatzbrennstoff“ deklariert, in die ägyptische Stadt Alexandria zu verschiffen. Dort sollten die Ultragifte in einem Zementwerk bei Temperaturen von wenigen hundert Grad verbrannt werden. Durch diese Form der Entsorgung, bei der in hoher Konzentration Dioxine und krebserregende Dibenzofurane über den Schornstein entweichen, wollte Taurus nach Auffassung der Hamburger Polizei eine ordnungsgemäße Verbrennung des Ultragifts in einem bundesdeutschen Hochtemperaturofen umgehen. Kosten einer legalen Beseitigung der Trizilin-Gesamtladung: rund 800.000 Mark. „Die Ägypter dagegen haben Taurus angeboten, die 40.000 Liter ,Brennstoff‘ kostenlos abzunehmen“, weiß Greenpeace- Sprecher Andreas Bernstorff.

Der Hamburger Hafen gilt unter Insidern als bundesdeutscher Hauptumschlagplatz für Mülltransporte — legale wie illegale. 50.000 Container werden hier täglich abgefertigt, Kontrollen sind nur stichprobenartig möglich. Zur Aufdeckung des illegalen Herbizid-Transports führte nach Informationen der taz ein gezielter Tip eines „Taurus-Konkurrenten“ an die polizeiliche Sonderkommission „Müll-Fahndung“. Michael Braungart vom EPEA-Umweltbüro in Hamburg dazu: „Die Müll-Mafia hat die Märkte für Sonderabfälle genau aufgeteilt. Taurus ist nur ein ganz kleiner Fisch im Müllgeschäft und hat offensichtlich in fremden Revieren gewildert.“

Die Firma ist für die Polizei im übrigen keine Unbekannte. Gegen sie ermittelt zur Zeit das Landeskriminalamt Mainz wegen des Verdachts der umweltgefährdenden Abfallbeseitigung. Das Unternehmen war bei dem Versuch, 950 Tonnen Batterieschrott nach Ägypten zu verschiffen, die ebenfalls als „Ersatzbrennstoff“ deklariert waren, den Ordnungshütern ins Netz gegangen. Der schwermetallhaltige Abfall sollte ebenfalls in dem Zementwerk in Alexandria verbrannt werden.

Ob auch in Hamburg ein entsprechendes Verfahren gegen Taurus eingeleitet wird, wollen Polizei und Staatsanwaltschaft erst entscheiden, wenn eine Stellungnahme des Unternehmens vorliegt.