Die Grenzen des Wachstums

■ Stadtplanung in Hongkong, wo jährlich Hunderttausende zuziehen Ein Vortrag des dortigen Stadtplanungsamtsleiters Edward Prior im Stadttor

Hongkong. Stadtplanung in Hongkong — wie dies in der Stadt am Rande Chinas betrieben wird, wo sich 5,6 Millionen Einwohner auf 75 Quadratkilometern drängeln und jedes Jahr Hunderttausende zuziehen, darüber referierte der dortige Stadtplanungsamtsleiter, Edward G. Prior, am Mittwoch abend im Kreuzberger Stadttor.

Die ersten städtischen Wohnblocks waren sechsgeschossig mit einem H-förmigen Grundriß. Die Wohnungen hatten 12 Quadratmeter — zwei für jeden Erwachsenen, 1,1 Quadratmeter für ein Kind — gekocht wurde auf dem Balkon, und die Gemeinschaftstoilette war im Hof. 4.000 Menschen wohnten in so einem Block.

Die nächste Generation der Wohnblöcke wurde gleich zusammen mit Gewerbegelände, Hotels und Einkaufszentren entworfen, dort wurden eine Million Menschen in zehn Jahren untergebracht. Das nötige Geld besorgte sich die Stadt durch den Bau eines Containerhafens. Die Einflughöhe der Flugzeuge des nahegelegenen Flughafens, auf dem derzeit 15 Millionen Passagiere pro Jahr landen, regulierte das Höhenwachstum dieser Blocks. 4.000 bis 6.000 Menschen pro Hektar wohnten in den siebziger Jahren dort, bald waren sogar die Dächer von Besetzern besiedelt und einzelne Zimmer auf Halbtagsbasis untervermietet.

Diese Häuser wichen neueren großzügigeren Wohnblocks, die 25 bis 40 Stockwerke erreichen. Dort leben immerhin noch 1.500 Menschen pro Hektar — für Autos ist da kein Platz. Zum Vergleich: In der Berliner Innenstadt wohnen nur um die 400 Menschen auf der gleichen Fläche.

Auf die Hongkonger Familie von heute kommt die luxuriöse Wohnungsgröße von 30 bis 35 Quadratmetern, und sie lebt noch nicht einmal teuer: So um die 150 Mark im Monat zahlen die Hongkonger im staatlich geförderten Wohnungsbau, den jedoch nur Familien beziehen dürfen, die weniger als 2.000 Mark im Monat verdienen. Die Stadtplanungsbehörde stellt aber derzeit um auf staatlich geförderte Eigentumswohnungen. Die Stadt stellt das Land zur Verfügung und baut teils selbst, teils durch private Bauträger. Solche bis zu 50 Quadratmeter große Wohnungen kosten 100.000 bis 200.000 Mark. Derzeit wird, erzählt Prior, die nächste Stadterweiterung geplant: Der Flughafen soll um 30 Kilometer verlegt und für 30 Millionen Passagiere pro Jahr ausgebaut werden, wie auch der Containerhafen und die Straßen nach China. Dazu wird die Stadt ins Meer hinein vergrößert, ein paar übriggebliebene Dörfer planiert und Bauland aufgeschüttet, so daß Platz für mehr Wohnblocks — immer zusammen mit Einkaufszentren und Büros — entsteht. »Damit jedoch hat die Stadt die Grenzen ihres Wachstums erreicht«, resümiert Prior. esch