Bahnplanung bleibt weißer Fleck

■ Im Bundesverkehrswegeplan wurde die Entscheidung über den Eisenbahntunnel ausgespart/ Ausbau kann noch Jahrzehnte dauern

Berlin. Die Berliner Bahnplanung stellt sich im Entwurf des neuen Bundesverkehrswegeplans, der am Donnerstag in Bonn vorgestellt wurde, als weißer Fleck dar. In diesem Plan, der alle zehn Jahre erneuert wird, sind alle wichtigen Verkehrsprojekte mit ihrem Finanzierungsbedarf aufgelistet. Nachdem es nach wie vor umstritten ist, ob es ein Tunnelkreuz unter dem Lehrter Bahnhof, unter der Friedrichstraße oder aber einen Ausbau des Bahnrings geben wird, wurde im Verkehrswegeplan eine »Variantenentscheidung« offengehalten. Außerdem wurden 16 Milliarden Mark für ungeklärte Verkehrsvorhaben reserviert. Dies betreffe aber nicht nur Berlin, sondern noch drei andere Vorhaben in Deutschland, die vom Bauvolumen jedoch kleiner sind, wie es aus dem Verkehrsministerium hieß. Außerdem wurde die Magnetbahn Transrapid von Berlin nach Hamburg im Verkehrswegeplan aufgeführt, jedoch ohne Investitionskosten.

Der zuständige Abteilungsleiter des Ministeriums, Kraft, rechnet frühestens im Mai mit einer Entscheidung über die Berliner Bahnplanung. Berlin hatte, nachdem Bonn Widerstand gegen den Tunnel unter dem Lehrter Bahnhof signalisiert hatte, als Kompromiß einen schmaleren und billigeren Tunnel vorgeschlagen, den das Verkehrsministerium nun prüfen wird. Kraft hofft, daß die Berliner Verkehrsverwaltung am 27. April prüffähige Unterlagen einreichen wird. Der Termin sei schon einmal verschoben worden, nachdem die Unterlagen den fachlichen Ansprüchen des Ministeriums nicht genügt hätten.

Nachdem nun auf alle Fälle eine Tunneltrasse durch die Berliner Mitte freigehalten werde, stehe man nicht mehr unter Zeitdruck, sagte Kraft. Einen Tunnel werde man ohnehin für S-Bahn, U-Bahn oder Straße brauchen. Ob ein riesiger Zentralbahnhof an der Lehrter Straße Sinn habe, sei fraglich. Im Ruhrgebiet, das so groß sei wie Berlin, gebe es das auch nicht. Von der Verkehrsverwaltung war keine Stellungnahme zu erhalten, da deren gesamte Telefonanlage ausgefallen war.

Die Entscheidung kann noch lange dauern: Im Verkehrswegeplan von 1985 war beispielsweise die Entscheidung offengeblieben, ob die Bahnstrecke von München nach Nürnberg über Augsburg oder über Ingolstadt ausgebaut werden solle. Erst 1990 wurde für Ingolstadt entschieden. Die Fertigstellung dieser Trasse dürfte noch einige Jahre dauern, hieß es aus dem Ministerium. esch