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Der Albatros aus der Asche

■ Deutsche Basketball-Meisterschaft: Leverkusen gewann bei Alba Berlin mit 81:80 auch das 2. Finalspiel

Berlin (taz) — „Wir haben die Tür weit aufgestoßen, mehr nicht“, sagte Leverkusens Trainer Dirk Bauermann vorsichtig nach dem hauchdünn mit 80:81 gewonnenen zweiten Finalspiel bei Alba Berlin. Noch ein Sieg fehlt den Rheinländern, die am Samstag in eigener Halle antreten können, zur erfolgreichen Titelverteidigung, doch Bauermann weiß, daß er den Charlottenburger Vizemeistern des vergangenen Jahres, die sich inwischen gern als stolze „Albatrosse“ apostrophieren, keine Sekunde über den Weg trauen darf.

Die ganze Saison hindurch wechselten bei Alba verheerende Kostproben basketballerischen Unvermögens mit exzellenten Darbietungen — diese vorzugsweise gegen die Leverkusener, die sich oftmals erstaunt die Augen rieben, wenn Zoran Radovic und seine langen Kerls ihr Körbchen plötzlich nach Belieben trafen.

Ausgerechnet im Finale versagte jedoch die Berliner Magie. In Leverkusen hatten sich die Alba-Spieler beim ersten Spiel als „ängstliche Hasen“ (Trainer Fruk Kulenovic) präsentiert und sich eine katastrophale 49:82-Schlappe eingehandelt, in der zweiten Partie wäre also wieder einmal die „Phönix aus der Asche“- Nummer angesagt gewesen. Tatsächlich waren die Berliner kaum wiederzuerkennen, zeigten sich treffsicher, konzentriert und deckungsstark.

Doch diesmal war Leverkusen gewappnet. Das Team spielte in meisterlicher Form und ließ sich weder von den 3.000 lautstarken Zuschauerinnen und Zuschauern in der ausverkauften Sömmering-Halle, noch durch einen 30:40-Rückstand in der siebten Minute beirren. Punkt um Punkt kämpften sie sich heran, und mit der Halbzeitsirene gelang Nationalspieler Michael Koch das Paradestück des Matches: Aus der eigenen Hälfte traf er zur 42:40-Pausenführung für die Gäste.

Obwohl bei den Berlinern vor allem Radovic (16 Punkte), Emir Mutapcic (21) und Sven Meyer (18) groß aufspielten, stand der überragende Akteur auf Leverkusens Seite: Clinton Wheeler, in Aufbau und Abschluß schier unfehlbar. Ihm gelangen 24 Punkte, Koch steuerte 22, Kannard Johnson 19 bei, und wenige Sekunden vor Schluß führten die Leverkusener scheinbar beruhigend mit 81:74. Noch gaben sich die Berliner jedoch nicht verloren: Dreipunktewurf von Mutapcic, ein schnelles Foul, ein vergebener Bayer-Freiwurf, drei Punkte von Ingo Freyer — 80:81, Ende. Der Phönix erwies sich letztlich doch nur als einfacher Albatros. Doch ob Häschen oder Sturmvogel, aufgegeben haben sich die Berliner noch nicht. „Wir haben heute an unserem Limit gespielt“, meinte Manager Marco Baldi. „Wenn wir mit dieser Einstellung am Sonntag spielen, besteht die Möglichkeit, doch noch etwas umzudrehen.“ Matti

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