: Es geht um die Gesundheit
■ „UBUS“: Beratungsstelle für ökologisches Bauen soll HeimwerkerInnen helfen
Das beispielhafte Regenwassernutzungs-Klo, das in letzter Zeit diverse (umwelt-)senatorische Einweihungsreden ausschmückte, hat nun endlich einen festen Platz gefunden: In den Räumen der neuen Beratungsstelle für umweltgerechtes Bauen und Sanieren UBUS. Umweltsenator Ralf Fücks weihte deren Büro gestern feierlich ein.
„UBUS“ in der Stader Straße 35, die alle SelbermacherInnen im Bereich Bau und Sanierung vorerst kostenlos berät, soll „verstärkt ökologische Faktoren in das Planungs- und Baugeschehen Bremens“ einbringen, so Fücks.
Für die Umweltgefahren beim Bau gibt es eine Vielzahl von Beispielen: Der Baustoff PVC setzt sowohl im Brandfall als auch bei der Vernichtung in Müllverbrennungsanlagen Dioxin frei. Die Ausgasungen von Lösungsmitteln in den Räumen gefährden die Gesundheit. Und ein hoher Aufwand für die Heizung bedeutet nicht nur hohe Heizkosten, sondern trägt mit zur Klimakatastrophe bei. Für wen ein Um- oder Neubau oder eine Sanierung des eigenen Hauses ansteht, der kann sich vorab in der UBUS zum Beispiel einen Überblick über den immer undurchsichtiger werdenden Dschungel der Baustoffe verschaffen und solche herausfinden, die möglichst unschädlich für Gesundheit und Umwelt sind. Weiterhin gibt es Tips zur Wärmedämmung, Energie- und Wassereinsparung, zur Dachbegrünung und Fassadengestaltung. Bei der Wahl der richtigen Handwerksbetriebe, die zuverlässig und umweltverträglich arbeiten, hilft UBUS ebenso wie in Fragen der Finanzierung.
„Für den Umweltschutz beim Bau mit Gesetzen und Vorschriften zu arbeiten, ist der eine Teil - der andere liegt in der Beratung: Wir versuchen, Menschen für eine ökologische Denk- und Handlungsweise zu gewinnen“, sagte Fücks. Wären in Bremen alle privaten HauseigentümerInnen für ökologische Ideen sensibilisiert, wäre bereits viel getan: Der Anteil des privaten Wohneigentums liegt hier bei 40 Prozent — zum Vergleich: in Berlin sind es 12 Prozent — und damit gibt es in Bremen extrem viele „SelberbauerInnen“. „Das macht die Beratungsarbeit so wichtig“, findet Fücks.
In der neuen, unabhängigen Beratungsstelle, die von der Bremer Planungswerkstatt in Kooperation mit dem Senator für Umweltschutz und Stadtentwicklung betrieben wird - von seinem Ressort gab es 100.000 Mark Zuschuß — arbeiten insgesamt sechs MitarbeiterInnen, darunter eine Landschaftsplanerin, ein Architekt und ein Betriebswirt. Vier dieser Stellen laufen über ABM — „nun müssen wir uns schnell etwas überlegen, wie sich die UBUS wirtschaftlich tragen kann“, meint Carsten Meyer von der Planungswerkstatt. Eine Möglichkeit: Das Umweltressort oder auch das Amt für Wohnungs- und Städtebauförderung planen, ihre Beratungen zur Dachbegrünung, Regenwassernutzung oder Energieeinsparung der UBUS abzugeben. „Die Nachfrage ist so groß, daß wir die Beratungsarbeit selbst kaum mehr leisten können“, erklärt der Referent für ökologische Stadtgestaltung, Michael Glotz-Richter. Denkbar wäre, daß die Bau–herren' mit einem „Beratungsscheck“ von der Behörde zur UBUS geschickt werden. Und die könnte sich über die für die Beratung zur Verfügung stehenden Töpfe finanzieren.
Für die Haus- und WohnungseigentümerInnen ist die persönliche oder telefonische Beratung, die den Gang zum Architekten nicht ersetzen, sondern nur ergänzen soll, kostenlos. Für eine Besichtigung vor Ort wird ein Unkostenbeitrag von 50 Mark erhoben.
„Es gibt noch viele Baugesellschaften, die bei dem Stichwort –Ökologisches Bauen' an Schnick- Schnack denken. Durch unsere Beratungsarbeit wollen wir dieses Bewußtsein verändern. Schließlich geht es nicht nur um das Sparen von Ressourcen, sondern um die Gesundheit von Menschen“, so der Umweltsenator. skai
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen