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Schon wieder versiebt

■ Boris und der Sand: Auch in Monte Carlo eingebrochen

Monte Carlo (dpa) — Nach der Flucht vom Centre Court des Monte Carlo Country Club flüchtete sich Boris Becker in Zweckoptimismus und Fehleinschätzungen. „Es ist nicht so wichtig, wie ich in diesen Wochen spiele. Meine Zeit kommt mit den French Open“, prophezeite der dreimalige Wimbledon-Gewinner und verbreitete ein aufgelegtes Lächeln. Doch seine Hände, die während der Pressekonferenz unruhig ineinandergriffen, verrieten, wie sehr es in dem Leimener nach der erschütternden 1:6, 4:6-Achtelfinal- Pleite gegen den Amerikaner Aaron Krickstein brodelte. Das „Unternehmen Sand“ erlitt mit dem frühen Ausscheiden einen herben Dämpfer.

Mit der Aussage, er sei „voller Energie und Motivation“ und in ebenso guter Verfassung wie zum selben Zeitpunkt im Vorjahr, verblüffte der 24jährige seine Zuhörer. Denn 1991 verfehlte er in Monte Carlo seinen ersten Turniersieg auf dem ungeliebten Belag nur knapp im Finale gegen den Spanier Sergi Bruguera. Diesmal jedoch präsentierte er sich indisponiert — erschreckend unbeweglich und ungewohnt schwach in den Grundschlägen. „Er spielt ohne jeden Druck“, urteilte Manager Ion Tiriac, und Becker selbst räumte ein: „Mir fehlt die Basis. Auf Sand muß man den Ball zehnmal mit der Vorhand und zehnmal mit der Rückhand ins Feld spielen können.“ Dazu benötigt man Kraft und Ausdauer.

„Auf Sand muß man den Gegner ausspielen, um den Punkt zu machen. Draufhauen allein reicht nicht mehr“, sagte der Elmshorner Michael Stich, der Javier Sanchez mit 6:4 und 7:6 besiegte und ebenso ins Viertelfinale einzog wie völlig überraschend Carl-Uwe Steeb. Der Stuttgarter Kämpfer spielte genial, schlug den an Platz fünf gesetzten Südafrikaner Wayne Ferreira kurz und heftig mit 6:1 und 6:2 und verkündete danach: „Hier muß man sich jeden einzelnen Punkt hart erarbeiten.“ Auf seine Kondition und die unsteten Leistungen angesprochen entgegnete Boris Boris leicht grantig: „Bei mir gibt es immer Hochs und Tiefs. Das ist eben Boris Becker.“

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