Frischblutkur für die Liga

■ Der DFB beschließt Liga-Gesundschrumpfung und bestraft abwegige Schiris mit Entzug der Trimmgeräte

Frankfurt/Main (dpa/taz) — Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) ist die drastisch zunehmenden Verschuldung seiner momentan noch 44 Profiklubs endgültig leid. Während der Fußballfan paralysiert dem Bann des Bundesliga-Dreikampf Frankfurt-Stuttgart-Dortmund erliegt, stellte der DFB- Beirat am Wochenende in Frankfurt wichtige Weichen: Der bezahlte Fußball soll sich gesundschrumpfen.

Mit der formellen Verabschiedung des vom Ligaausschuß und den Profiklubs erarbeiteten Beschlusses vollzog der DFB-Ligaausschuß die Kehrtwendung zur Eingleisigkeit der 2. Bundesliga mit 24 Vereinen von der Saison 1992/93 an und schrieb die stufenweise Reduzierung auf 18 Klubs bis 1994 fest. DFB-Präsident Neuberger: „Es wurden Fehler gemacht. Ich hätte die zweite Serie in der zweiten Liga über Kreuz gespielt. Das hätte neues Blut gegeben.“ Die „Reform der Reform“, die die Profivertreter aufgrund der schlechten Erfahrungen mit dem nach der deutschen Vereinigung beschlossenen zweigeteilten Unterbau der Eliteklasse für dringend notwendig hielten, fand bei dem rund 60 Delegierten nur sieben Gegenstimmen.

Diese kamen ausschließlich aus dem Amateurlager, das nach Meinung von Neuberger das „größte Opfer“ bringen mußte. Ligasekretär Wolfgang Holzhäuser: „Ich ziehe meinen Hut vor der Kompromißbereitschaft der Amateurvertreter.“ Der mit Zugeständnissen von beiden Seiten erkaufte Kompromiß wurde vorrangig aus wirtschaftlichen Erwägungen gefunden. Das krasse Mißverhältnis von sieben (1992/93) und fünf (1993/94) Zweitligaabsteigern zu nur drei Aufsteigern aus dem Amateurbereich wurde mit vier zugestandenen Amateuraufsteigern von 1994/95 an relativiert.

Die Einführung spielstarker „Regionalligen“ als vierter Spielklasse war nur Diskussions-, nicht aber Entscheidungsstoff. „Darum kämpfe ich schon seit 20 Jahren“, sagte Neuberger über die langfristig angestrebte Konzentration der Kräfte. Neubergers Zukunftsvision bleibt die Pyramide eines durchgängig straffen Spielsystems mit übersichtlicher Rollenverteilung. Neuberger: „Die Oberligaklubs waren doch immer die Dummen, weil sie erst 14 Tage vor Saisonbeginn wußten, woran die waren.“ Bei vier Regionalligen gäbe es automatisch vier Aufsteiger. Qualifikations- oder Relegationsspiele fielen weg.

Der unumgänglichen Reduzierung redet auch Ligasekretär Holzhäuser ständig das Wort. Seine Rechnung: „Bei 20 Klubs erhält jeder Zweitligist neben den 300.000 Mark aus dem Übergangsfonds noch 400.000 Mark aus dem Fernsehtopf. Eine Summe, die einem Zuschauerschnitt von 4.000 entspricht.“ Im anstehenden Lizensierungsverfahren (Erste Entscheidung durch den Ligaausschuß Ende Mai) soll den Profianwärtern aus dem Amateurbereich ein gewisser „Bonus“ eingeräumt werden. Holzhäuser will die Überprüfung der Neoprofis künftig praktikabler gestalten und zur Vermeidung von Zeitdruck vorziehen.

Die Kampfbereitschaft des DFB erstreckte sich auch auf ein Gebiet ganz anderer finanzieller Art. Dem 1. FC Nürnberg — auch wegen seiner geschätzten Schulden von 23 Millionen D-Mark das ärmste Schaf der Liga — droht nicht nur im Lizensierungsverfahren Ungemach. Gegen den „Club“ wird ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Zwar wurde der Manipulationsverdacht durch den DFB-Vorstand zwar entkräftet, der Bestechungsvorwurf durch überproportionale Geschenke in Höhe von 174.000 D- Mark an diverse Schiedsrichter aber bleibt.

Der DFB-Vorstand gab sich mit den selbstkritischen Besserungsversprechen der ins Zwielicht geratenen Schiedsrichter nicht zufrieden. Er verhängte Sanktionen. „Die Betreffenden werden für gewisse Zeit aus dem Verkehr gezogen“, sagte Neuberger. Roß und Reiter gibt der DFB allerdings nicht preis. Doch spätestens bei den zu erwartenden Sportgerichtsverhandlungen kommen die Schwarzkittel an den Tag.

Bis dato verhängte der DFB eine geradezu drakonische Strafe: Die betroffenen Schieds- und Linienrichter müssen die vom 1. FC Nürnberg übergebenen Geschenke, im wesentlichen Sport- und Trimmgeräte, an gemeinnützige Organisationen weiterleiten und den entsprechenden Nachweis führen.