Erfolg der Einfallslosen

■ Stuttgart war der Auftakt, nicht das Ende für Schwarz-Grün

Erfolg der Einfallslosen Stuttgart war der Auftakt, nicht das Ende für Schwarz-Grün

Nachösterliches Aufatmen bei den Einfallslosen: Die schwarz-grüne Koalition der Verhinderer hat Schwarz-Grün als politische Option noch einmal abserviert. Den Ausschlag gab der in Baden-Württemberg besonders durchschlagkräftige CDU-Mittelstand, die kooperationsbereiten Landesgrünen reagieren gezwungenermaßen. Durchgesetzt haben sich somit die Hardliner des wechselseitigen Vorurteils — ein politisches Paradebeispiel, wie die Kooperation saturierter Ideenlosigkeit aus beiden Lagern dafür sorgt, daß die politischen Verhältnisse sortierbar bleiben. Bezeichnend, wie diejenigen, die sich mit gegenseitigen Feinderklärungen überziehen, schon auf die bloße Möglichkeit des Neuen hin sich einhellig dagegen abdichten. — Glückwunsch: Sie kann nichts mehr erschüttern.

Dabei resultierte der jetzt abgebrochene schwarz-grüne Flirt ja nicht einfach aus der numerischen Option, die die Sitzverteilung im neuen Stattgarter Landtag bereithielt; vielmehr war es der Schock des Wahlabends, der für einen Moment lang die Reflexe außer Kraft zu setzen schien und die flexibleren Geister beider Parteien zum Grübeln brachte. Denn in der Tat hat ja die Vorstellung, man könne 30 Prozent Nichtwähler und 15 Prozent Rechtsradikale mit einer großen Koalition der gerade abgestraften Großparteien von der Zukunftsfähigkeit der eingefahrenen Verhältnisse überzeugen, etwas unverschämt Bescheidenes.

Das absehbare Frustrationspotential dieser Variante ist absehbar. Doch nicht allein deshalb blieb in Baden-Württemberg die schwarz-grüne Zumutung länger als erwartet in der Debatte. Daß sich in Stuttgart Grüne und CDU das Recht herausnahmen, die Möglichkeiten erstmals verbindlich auszuloten, spricht dafür, daß die überkommenen Barrieren auf Dauer nicht halten werden. Allein dieser Umstand reduziert den Erfolg der Gegner einer schwarz-grünen Liaison. Stuttgart war der Einstieg, der zielstrebiger und reibungsloser ablief als seinerzeit das Einfädeln rot-grüner Kooperation. Initiiert wurde dort, daß Rot-Grün für die Grünen und Schwarz-Gelb für die Union nicht die Ultima ratio politischer Koalitionsfähigkeit bleibt. Das läßt einen den gestrigen Erfolg der linken und rechten Abgrenzungsstrategen doch einigermaßen gelassen verschmerzen. Matthias Geis