Abschiebung in die Bürgerkriegsfront

■ Trotz Krieges will der Innensenator Jugoslawen abschieben

Berlin. In Jugoslawien herrscht erbarmungsloser Krieg. Dies ist jedoch für die Innenverwaltung kein Grund, Abschiebungen zu stoppen. Naser Sorgoyeva (29) ist einer der Betroffenen. Er ist in Abschiebehaft und wird wahrscheinlich diese Woche zwangsausreisen müssen.

Als jugoslawischer Staatsbürger flüchtete er 1990 aus der kriegserschütterten autonomen Region Kosovo nach Berlin. Sein Antrag auf Asyl wurde abgelehnt. Nach Aussage seines Anwalts Karl Lauschke sind seinem Mandanten in Berlin verübte Bagatelldelikte zum Verhängnis geworden. Sorgoyeva ist wegen Einbruchsdiebstahls und Hütchenspielens vorbestraft. Laut Lauschke wird die Abschiebung noch innerhalb dieser Woche ohne eine Verhandlung unmittelbar nach Entscheidung des Verwaltungsgerichts vollstreckt. Sorgoyeva wird voraussichtlich nach Mazedonien oder Belgrad abgeschoben, wo ihm die Zwangsrekrutierung droht.

Mit Hilfe des Innensenats und durch Urteil des Verwaltungsgerichts wird Sorgoyeva somit nicht nur bei den Kriegshandlungen in Jugoslawien möglicherweise töten müssen, sondern vielleicht auch selbst Opfer des Krieges werden. Der Innensenator lehnt eine Duldung trotzdem strikt ab. Daß eine Abschiebung nicht zwingend sein muß, zeigt hingegen die Asylpolitik des Hamburger Innensenats. Neben einem generellen Abschiebestopp für Kroaten werden auch im wehrpflichtigen Alter stehende jugoslawische Staatsbürger aus humanitären Gründen nicht abgeschoben. Halil Can