Ein Funke genügt

■ 1.Mai: Türkische Jugendliche unter Beobachtung der Polizei/ Hoffnung auf friedlichen Verlauf

Berlin. Wie es am morgigen 1.Mai unter den türkischen Jugendgangs zugehen wird, ist offen. Mehmet (der Name ist von der Redaktion geändert) vom türkischen antifaschistischen Jugendbündnis Antifa-Genclik glaubt, daß der 1. Mai von seiten der Jugendgangs anders als in den vergangenen Jahren friedlich verlaufen werde. Der Verlauf der Demo werde jedoch sehr stark vom Auftreten der Polizei abhängig sein. Ein Funke schon könne angestaute Gefühle zur Explosion bringen. Mehmet sieht bei den Jugendlichen Resignation und Perspektivlosigkeit — für ihn eine Folge des mit der Wiedervereinigung über die türkischen Einwanderer hereingebrochenen wirtschaftlichen und sozialen Probleme. Immer wieder würden die Jugendlichen durch die Polizei observiert oder auf der Straße durch die Polizei festgehalten und wie Kriminelle behandelt, beklagt Mehmet. Das habe sich in den letzten Tagen verstärkt. Bereits während unseres Gesprächs im Café der Antifa-Genclik in der Kreuzberger Adalbertstraße kamen Jugendliche beunruhigt herein und berichteten über das Auftauchen von Polizeifahrzeugen vor dem Café. Nicht die Präsenz der Polizei regte sie auf, daran hätten sie sich gewöhnt. Erstmalig aber wurden die Jugendlichen auf offener Straße von Polizisten gefilmt.

Im Vorfeld des 1.Mai hat es das türkische antifaschistische Jugendbündnis Antifa-Genclik geschafft, die türkischen Jugendgangs unter einem Dach zusammenzubringen. Die Zusammenarbeit wurde schon im März mit einer Veranstaltung im Kreuzberger SO36 bekräftigt. Nachdrücklich machten die Gruppen dabei klar, daß sie ab sofort nicht getrennt oder gar gegeneinander kämpfend, sondern gemeinsam gegen Diskriminierung und rassistische Übergriffe vorgehen werden. Gewaltanwendung als Form der Auseinandersetzung wurde ausdrücklich abgelehnt — sofern man nicht provoziert werde. Doch das Bündnis ist brüchig: Bereits auf der Veranstaltung kam es unter den Jugendgangs zu teilweise handgreiflichen Auseinandersetzungen. Halil Can