Havemann soll beruflich rehabilitiert werden

■ Die Witwe des Regimekritikers klagt vor Gericht gegen die Entlassung des Professors im Jahre 1964

Berlin (taz) — Die Witwe des verstorbenen Regimekritikers Robert Havemann, Katja Havemann, klagt vor dem Berliner Arbeitsgericht für eine berufliche Rehabilitierung ihres Ehemannes. Die Entlassung des Chemieprofessors von der Berliner Humboldt-Universität im Frühjahr 1964 sei wegen ihres politischen Charakters unwirksam, erklärte gestern ihr Anwalt Dieter Hummel vor Gericht. Katja Havemann fordert von der Universität eine Nachzahlung von insgesamt 575.000 Mark Gehalt für ihren Ehemann. Der prominente Regimekritiker war wegen seiner regimekritischen Äußerungen aus dem Lehrkörper ausgeschlossen worden.

Der Bürgerrechtlerin geht es in dem Verfahren weniger um die Nachzahlung des Gehaltes, das sie im Fall eines Erfolges spenden will. Sie möchte vielmehr eine prinzipielle Entscheidung, die auch anderen in der DDR beruflich benachteiligten Oppositionellen helfen soll.

Die Bundesregierung, so ihre Kritik, habe entgegen ihrer Ankündigung bislang noch keinen entsprechenden Gesetzentwurf vorgelegt. „Außer Urkunden und Reden“ habe es im Fall ihres Mannes nichts gegeben.

Die Humboldt-Universität, die abseits aller rechtlichen Erörterungen ein moralisches Recht Havemanns auf eine Entschädigung einräumt, lehnt die Forderung der Witwe ab.

Eine Entscheidung des Arbeitsgerichts wird es erst im Oktober nach einer zweiten Verhandlung geben. wg