Streik: Angaben ohne Gewähr

■ Sollte gestern keine Einigung erzielt worden sein, wird der Streik heute ausgeweitet

Berlin. Tarifverhandlungen gehorchen einem strengen Ritual: Dieses Ritual will es, daß die Ergebnisse erst nach unserem Redaktionsschluß bekannt gegeben werden. So können wir leider nur spekulieren und bitten unsere Leser um Verständnis. Soviel ist jedoch sicher: Sollte eine Einigung erzielt worden sein, können Sie diesen Kasten heute getrost vergessen.

Das Leben kehrt zur Normalität zurück. Dennoch wäre in diesem Falle mit Verzögerungen bei der Arbeitsaufnahme in den bestreikten Betrieben zu rechnen. Denn es gilt: »Die Streikmaschinerie kann nicht innerhalb von zwölf Stunden so einfach aufgehoben werden«, erklärte gestern ÖTV-Sprecherin Martina Sönnichsen. Im Stadtstaat Hamburg ist man da flexibler: Dort will die ÖTV den Streik heute in jedem Fall seit null Uhr aussetzen.

Verlaufen die Verhandlungen hingegen ergebnislos, will die ÖTV ihren Streik heute verschärfen:

Bestreikt würden weiterhin die BVG, die Wasserbetriebe, die Gasag und die Stadtreinigung BSR mitsamt der Müllverbrennungsanlage in Ruhleben.

Kein Durchkommen gäbe es auch an den fünf Westberliner Schleusen. Die Beschäftigten der Berliner Hafen- und Lager-Betriebe BEHALA im Westhafen würden ebenfalls nicht zur Arbeit erscheinen.

Die Flughäfen Tegel und Tempelhof schließen heute, keine Einigung vorausgesetzt — nach eintägiger Unterbrechung der Kampfaktionen am gestrigen Tag — wiederum um sechs Uhr morgens für 24 Stunden. Wie in den letzten Tagen wäre Schönefeld der einzige Ausweg, um zum Urlaubsort zu gelangen.

Erstmals sollen nach Angaben der ÖTV auch 500 Mitarbeiter von fünf Finanzämtern und der Oberfinanzdirektion in den Ausstand treten.

Noch für einen Tag bliebe es bei Kampfmaßnahmen in folgenden Krankenhäusern: Wenckebach-, Humboldt-, Max-Bürger-Krankenhaus, die Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik, das Krankenhaus Moabit und die Nervenklinik Spandau.

Auch in den Verwaltungen, Gartenbauämtern, Kitas und Ganztagsgrundschulen folgender Bezirke hielte der Streik an: Schöneberg, Zehlendorf und Wilmersdorf. Bei der Post würden 4.000 Gewerkschafter im Giroamt, einem Fernmeldeamt und den Brief- und Paketämtern die Arbeit ruhen lassen. Rund 890 Wachpolizisten und 111 Politessen der Direktion III und IV würden heute die Straßen meiden. Neben dem Polizeipräsidium würde heute auch bei der Kraftfahrzeugstelle in der Jüterboger Straße und der Meldestelle 52 in der Friesenstraße gestreikt. taz