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Bildungspolitik

■ Betrifft: LeserInnenbrief zu den Sparbeschlüssen im Bildungsbereich

Der Senatsbeschluß vom 28.4.92 macht es deutlich: Eine langfristig verantwortungsvolle Bildungspolitik findet in Bremen nicht mehr statt! Die Devise lautet: Aufbewahrung statt Bildung! In einer Zeit sich verschärfender gesellschaftlicher Spannungen, in der gerade bei Jugendlichen Perspektivlosigkeit, Zukunftsängste und politisches Desinteresse zunehmen, in der PolitikerInnen aller demokratischer Parteien die Wahlergebnisse der Rechtsradikalen beklagen, nun ausgerechnet dort mit „Rasenmäher-Methode“ sparen zu wollen, wo es nicht um Zahlen, sondern sondern um die Zukunftschancen von Kindern und Jugendlichen geht, ist verantwortungslos.

Bildungspolitik darf auch in Zeiten knapper Haushaltsmittel nicht nur in Form von Eckwerten und vergleichenden Statistiken diskutiert werden. Vielmehr hat sie die Aufgabe - über kurzfristiges Legislaturperioden-Denken hinaus -, Perspektiven und Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen im Sinne einer sozial gerechten, auf die Anforderungen der Zukunft gerichteten Gesellschaft. Dies bedeutet auch, auf gesellschaftliche Veränderungen in angemessener Weise zu reagieren: Veränderte Sozialisationsbedingungen von Kindern und Jugendlichen, Auflösen traditioneller Familienstrukturen, Drogenkonsum, zunehmende Gewalt auf Schulhöfen, multinationale Klassen und wachsende Ausländerfeindlichkeit sind nur einige der Probleme, mit denen sich Schule heute auseinandersetzen muß.

Die geplanten Einsparungen von 500 bis 1000 LehrerInnenstellen, die Erhöhung von Klassenfrequenzen, der Abbau von Betreuungsmaßnahmen werden dagegen zu verschärfter Konkurenz, Auslese und einer Entsolidarisierung führen. Entmutigung und Resignation vor allem bei denjenigen LehrerInnen ist zu befürchten, die sich trotz der seit Jahren verschlechternden Bedingungen dafür eingesetzt haben, Schule auch als Lebensraum für Kinder und Jugendliche zu begreifen, die Öffnung der Schule und Möglichkeiten der Integration weiterzuentwickeln. Wenn als Ziel „neuer“ Bremer Bildungspolitik der letzte Platz ländervergleichenden Statistiken und die Zerschlagung gewachsener Schulstrukturen angestrebt werden, bedeutet dies auch, ein Stück Selbständigkeit Bremens dem Sparprogramm zu opfern. Karin Krusche Landesvorstand der Grünen

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