KOMMENTAR
: Rache der Arbeiterklasse

■ Die ÖTV und der Flop bei der Urabstimmung

Wie haben wir auf ein solches Ergebnis gewartet, damals, vor fünfzehn Jahren, als wir die stärksten der Parteien waren, wir vom Kommunistischen Bund Westdeutschland oder der Kommunistischen Partei Deutschlands/Aufbauorganisation. Was haben wir uns abgerackert, daß die Arbeiterklasse endlich begreift, wie verarscht sie wird beim Tarifgerangel von den Kapitalisten und ihren willfährigen Bütteln, den feisten Gewerkschaftsfunktionären. Aber was war: Fehlanzeige. Die Maske vorm Gesicht des blutigen Kapitalismus blieb oben, weil der starke Arm der Arbeiterklasse unten blieb. Welche Hoffnungen setzten wir auf die Rationalisierungsstrategie des westdeutschen Kapitals, bei der sich zwangsnotwendig die Widersprüche verschärfen mußten, und dann... Mußten nicht die Stirnadern der Arbeiter vor Wut anschwellen, weil die undemokratische Satzung der Gewerkschaften jeden Streik zur inszenierten Farce mit begrenzter Haltbarkeit und nicht zum Beginn einer machtvollen Arbeitererhebung machten? Taten sie aber leider nicht. Klein blieb der Haufen der revolutionären Gewerkschaftsopposition, der aufheulte, weil zum Abbruch des Arbeitskampfes nur 25 Prozent Streikbrecher notwendig waren, während wir die klassenbewußten Proleten mehrheitlich zur Revolution drängen sahen.

Wie Ikonen pflegten wir unsere revolutionären Betriebsräte, verschlissen uns vor den Werkstoren, wurden aus den Gewerkschaften ausgeschlossen und endlich von den Kapitalisten vor das Fabriktor gesetzt. Aber alles Aufbäumen blieb vergebens. Und nun? Heute kommt die Arbeiterklasse auch ohne Vorhut und schmettert die Vorgaben aus den Gewerkschaftshäusern einfach nieder — ohne unsere fachkundige Anleitung. Das ist ungerecht! Mehr noch: schäbig. Denn unsere Parteien sind längst vergangen wie auch der Glaube an die Revolution. Was sollen wir jetzt noch mit einer solchen Arbeiterklasse? Schließlich sind wir Kämpfer von damals heute längst als Juristen, Freiberufler oder technische Intelligenz tätig und mancher von uns auch als Vorgesetzter und Abteilungsleiter im öffentlichen Dienst. Ob die Arbeiterklasse sich an uns rächen will? Gerd Nowakowski

Siehe auch Seiten 1, 3 und 22