Panzer „für Kuwait“

■ Seltsame kroatisch-serbische Gemeinsamkeiten

Novi Sad (taz) — Auf der anderen Flußseite herrscht Krieg; seit Tagen wird in Bosanski Brod scharf geschossen, die einzige Erdölraffinerie Bosniens steht dort in Flammen. Aber das scheint im kroatischen Slavonski Brod, der Stadt am anderen Save-Ufer, kaum einen zu stören. Dort wird der Bau von Kampfpanzern und anderem Kriegsgerät unvermindert fortgesetzt — in einer Gemeinschaftsproduktion mit Serbien.

Denn Djuro Djakovic, schon im kommunistischen Jugoslawien eine der bedeutendsten Waffenfabriken, bringt Geld ein — für Kroaten wie Serben. Glaubt man dem kroatischen Generalstabschef Anton Tus, so werden bei Djuro Djakovic im Augenblick 200 M-84 Panzer gefertigt, zum Stückpreis von 1,5 Millionen Dollar. Ein „Großauftrag für Kuwait“, wie beide Regierungen beteuern. Ein sicheres Devisengeschäft, das man sich nicht entgehen lassen wolle. General Anton Tus: Zur Sorge sei kein Anlaß; man achte darauf, daß kein Panzer versehentlich in Jugoslawien bleibe.

Und es mehren sich Stimmen, die wissen wollen, auch mit anderen Rüstungsbetrieben sei ein Kuhhandel zwischen Belgrad und Zagreb ausgemacht. Betriebe, die alle in Bosnien liegen. So glaubt das Sarajevoer Blatt 'Oslobodjenje‘ herausgefunden zu haben, Belgrad habe Zagreb angeboten, Teile der Werftindustrie und des militärischen Fregattenbaus an der dalmatinischen Küste abzugeben, wenn Serbien im Gegenzug die beiden wichtigen Flughäfen Bosniens, Sarajevo und Mostar, übernehmen könne. Der gleichen Quelle zufolge will Zagreb aber Mostar zu einer zukünftigen „Hauptstadt“ einer „kroatischen Republik Herzegowina“ machen, die Munitionsfabriken in diesem Teil Bosniens miteingeschlossen — was Serbien aber ablehne. Ein Grund für die seit Wochen andauernden Kämpfe um Mostar? Roland Hofwiler