Evelyn denkt braun

■ Senatorenschelte für dumme Äußerungen über Marlene

Berlin. Der Kultursenator Roloff- Mommin hat die Schauspielerin Evelyn Künnecke indirekt wegen ihrer reaktionären Äußerungen über Marlene Dietrich kritisiert. Frau Künnecke wurde in der 'BZ‘ mit der Bemerkung zitiert, es gefalle ihr nicht, wenn jemand sein Vaterland verleumde.

»Es betrübt mich besonders, daß sich auch Künstlerinnen und Künstler haben hinreißen lassen, die enge Dimension ihres Denkens vorzuführen und damit nicht Marlene Dietrich, wohl aber dem Ansehen unserer Stadt zu schaden«, erklärte Roloff-Mommin.

Die in einigen Leserbriefen der Berliner Presse an Marlene Dietrich geübte Kritik bezeichnete er als »entlarvend, pietätlos und neben der Sache liegend«. Solche Stellungnahmen seien von »braunem Gedankengut getragen«. Wenn die sterblichen Überreste des Weltstars nach Berlin zurückkehrten, schließe sich der Lebenskreis einer großen Künstlerin, »die noch mit ihrem letzten Willen Berlin mehr gibt, als diese Stadt je für sie tun konnte und kann«.

Der Schauspieler Maximilian Schell, der 1982 einen Dokumentarfilm über die Diva in ihrer Pariser Wohnung gedreht hatte, erklärte der Illustrierten 'Stern‘, daß die Beerdigung in Berlin zeige, »wie sehr sie im Grunde an ihrer alten Heimat hing«. Marlene Dietrich habe immer gesagt, daß Deutschland ihr gegenüber »eine Art Haßliebe« empfände.

»Das ist so, wenn man sich liebt. Wenn einer geht, ist der andere beese!« hatte ihm die Schauspielerin damals gesagt. ccm