Der Fahrstuhlkünstler der Liga

■ Neue Rekorde und peinliche Probleme beschließen diese 29. Bundesliga-Saison

Berlin (taz/dpa) — Oben tobt der Kampf um die Meisterschaft, unten haben andere ganz andere Probleme. Andreas Keim, momentan Libero bei den Stuttgarter Kickers, kann einen Rekord einstellen. Sollten seine Kickers nicht gegen Bochum gewinnen, werden sie mit Sicherheit absteigen und Keim wäre zum fünften Mal in die 2.Bundesliga abgetaucht. Bisher gelang ihm dieses Kunststück mit dem KSC (1985), Düsseldorf (1987), Homburg (1988) und schon einmal den Kickers (1989). Damit wäre die bisherige Bestmarke des Torhüters Jürgen Rynio eingestellt, der seine Erfolge mit dem KSC, dem 1.FC Nürnberg, Dortmund, St.Pauli und Hannover96 erreichte. Keim ist damit der Fahrstuhlkünstler schlechthin: Neben den fünf Abstiegen stehen auch drei Aufstiege zu Buche, und auch nächstes Jahr will er weiter an seiner Legende basteln und „die Verantwortung mittragen“. „Mir gefällt es in Stuttgart sehr gut“, meint der Mann mit dem Pech an den Stiefeln.

Für andere wieder ist die Saison eigentlich schon zu Ende. Auch im allgemeinen Wechselhickhack werden neue Bestmarken gesetzt. Mehmet Scholl geht für sechs Millionen vom Karlsruher SC zu den Bayern und wird damit zum teuersten Spieler, der je innerhalb der Bundesliga verscheuert wurde. Bei den durchschnittlichen Zuwachsraten dürfte Scholl beim Verkauf nach Italien in zwei Jahren wohl gute 20 Millionen bringen.

Noch mal ganz andere Probleme hat Jürgen Hunke, der Präsident des HSV. „Die Realität hat mich aus dem Jenseits zurückgeholt“, ließ er verlautbaren, nachdem ein Vertrag mit dem angeblichen Wahrsager, Astrologen und Magier Ernst-Rudolf Bretzlaff aufgeflogen war. Bretzlaffs Aufträge seien gewesen, für den Abstieg vom Lokalrivalen St.Pauli zu sorgen und Hunkes Feinde auszuschalten. Neben Sieg- und Auswärtspunktprämien sollte er für den Fall der Vizemeisterschaft 20.000DM und für einen UEFA-Cup-Platz 10.000 DM bekommen. Hunke hat nun Strafanzeige wegen Nötigung und Erpressung angestrengt. Bretzlaff will alles daran setzen, daß Hunke den Chefsessel beim HSV räumen muß. to