Nach Amerika gegen den Wind

■ Der bremische Atlantikflieger Freiherr von Hünefeld wäre jetzt 100 geworden

Wo haben wir Hünefelds Junkers W 33 versteckt? (Abb. aus „Wellblech und Windkanal“, Steintor Verlag)

In der Morgendämmerung des 12. April 1928 startete auf dem Flugplatz Baldonnel nahe der irischen Hauptstadt Dublin die Junkers W 33 mit dem Namen „Bremen“ zum ersten Flug über den Atlantik in Ost-West-Richtung. An Bord waren der Lufthansa-Pilot Hermann Köhl, der irische

hierhin bitte die

gezeichneten Flugzeuge

(und bitte mit

Rahmen drumrum!)

Oberst James Fitzmaurice und der Initiator des waghalsigen Unternehmens, Freiherr von Hünefeld, Pressechef des Norddeutschen Lloyd in Bremen.

Nach einem 36stündigen, mit Widrigkeiten gespickten Flug landete die „Bremen“ buchstäblich mit dem letzten Tropfen Sprit um 18.00 Uhr mitteleuropäischer Zeit in der Neuen Welt, allerdings nicht in New York, nicht einmal in der Nähe der modernen Metro

pole. Das Fahrgestell setzte auf einer Eisfläche von Greenly Island auf, einer kleinen Insel in der St. Lorenz Bay zwischen Labrador und Neufundland. Dabei wurden Fahrgestell und Propeller beschädigt. Erschöpft, aber glücklich kletterten die drei aus ihrer Maschine. Erster Gratulant war Mr. Templier, der Leuchtturmwärter der Insel.

Regenschauer, Schnee, dichter Nebel und ein Ausfall der Innenbeleuchtung hatten diesen „Flug nach Amerika gegen den Wind“ nicht vereiteln können. Später wurden Hünefeld und seine Kameraden jenseits und diesseits des Atlantiks ebenso bombastisch gefeiert wie ein Jahr zuvor Charles Lindbergh, der mit dem Wind und allein von New York nach Paris geflogen war.

Mit einem Schlag war der flugbesessene Freiherr weltberühmt. Die Leistung, die Kritiker in Deutschland im Vorfeld für hellen Wahnsinn gehalten hatten, bewog den US-Kongreß, ein Gesetz zu ändern, damit den Ausländern die höchste amerikanische Fliegerauszeichnung, „The Distinguished Flying Cross“, verliehen werden konnte. Hünefeld starb mit 37 Jahren nach einem bewegten Leben am 5. Februar 1929 in Berlin. Am vergangenen 1. Mai wäre er hundert Jahre alt geworden.

Der Freiherr, der in Berlin Philosophie und Literatur studiert hatte, war auch schriftstellerisch tätig gewesen. Außerdem bekleidete er das Amt eines deutschen Vizekonsuls im holländischen Maastricht, bevor er 1921 Leiter der Verwertungsstelle in der Bremer Finanzverwaltung und zwei Jahre später Syndikus des Norddeutschen Lloyd wurde. Ihm zu Ehren trägt noch heute eine Straße in Bremen seinen Namen. Gert Simberger (dpa)