KOMMENTAR
: Gegen das Filmsterben

■ Ein Hoffnungsschimmer: Babelsberg wird Film- und Medienzentrum

Eine Spekulation findet nicht statt.“ Kein Satz fiel häufiger auf der gestrigen Treuhand-Pressekonferenz zur Privatisierung der DEFA. Brandenburgs Kulturminister Enderlein strahlte, und auch die DEFA-Belegschaft signalisiert Erleichterung: Mit dem Zuschlag für die französische Compagnie Generale des Eaux (CGE) ist die Gefahr, daß die traditionsreichen Filmstudios zu Spekulationszwecken verscherbelt oder in die Bedeutungslosigkeit heruntergewirtschaftet werden, in der Tat fürs erste gebannt. Ab jetzt wird geklotzt; die Bavaria bekommt Berliner Konkurrenz. Hunderte von Millionen werden ins zukünftige Film- und Medienzentrum Babelsberg fließen: die Studios werden ausgebaut, mittelständische Unternehmen angesiedelt, Arbeitsplätze erhalten; der ORB bleibt auf dem Gelände, die Hochschule für Film und Fernsehen erhält ein neues Gebäude, und mit der Bertelsmann-Tochter UFA-Film- und Fernseh-GmbH ist das heutzutage unvermeidliche TV-Standbein garantiert.

Volker Schlöndorff, neben Wim Wenders und Peter Fleischmann im Beirat der zu gründenden Euro-Mediengesellschaft, zerstreute kürzlich die letzten Zweifel in Sachen Immobilienspekulation: Natürlich wolle der 40-Milliarden-Konzern CGE in Babelsberg Geld verdienen, natürlich würden Hotels, Büros und Appartements gebaut, aber nach diesem profitorientierten Konzept seien auch amerikanische Studios bereits saniert worden. Hinter den Konkurrenz-Geboten von Regina Ziegler und einer bayrischen Werbefirma witterte Schlöndorff sogar deutsch-nationale Interessen und eine versteckte Bavaria-Connection. Die Zukunft in Babelsberg aber wird international sein: Schließlich ist CGE-Chef Jean Marc Oury in der Branche als Filmfreak bekannt. Die Filmaktivitäten der CGE in Frankreich sprechen ohnehin für sich.

Viele Versprechungen also. Fragt sich, ob sie gehalten werden und am Ende nicht doch nur Euro- Pudding produziert werden wird. Inwieweit der Filmstandort Babelsberg auch das kreative Potential wird nutzen können und als Arbeitsstätte für Regisseure wie Kieslowski und Rivette, für Greenaway, Dörrie, Varda und Kusturica attraktiv sein wird, steht noch in den Sternen. Auch, inwieweit nicht zuletzt dem bundesdeutschen Filmförderungsdschungel und Gremienfilz mit Hilfe von Babelsberg abgeholfen werden kann. Gefragt sind da nicht die Konzernchefs, sondern die Politiker. Sonst wird Babelsberg am Ende ein reines Dienstleistungsunternehmen zur Herstellung von filmischer Dutzendware. Und das europäische Kino stirbt weiter seinen langsamen Tod. Christiane Peitz