piwik no script img

ÄrztInnen über Brutalität der Militärs

Bangkok (taz/ap) — Thailändische ÄrztInnen haben die Darstellung des Militärs zurückgewiesen, die Opfer der prodemokratischen Demonstrationen der vergangenen Woche seien in Notwehr getötet worden. Dr. Chaithat Rakrachakarn teilte am Montag als Sprecher von sieben Bangkoker Krankenhäusern mit, daß viele Demonstranten von hinten erschossen worden seien. Bislang heißt es offiziell, bei den Unruhen seien 48 Menschen getötet worden. Doch es wird befürchtet, daß die Zahl weitaus höher liegt. Augenzeugen hatten berichtet, daß die Soldaten Dutzende von Toten und Verletzten auf Lastwagen geworfen und weggeschafft hatten. Mehrere hundert Menschen werden noch vermißt.

Chaithat, der nach eigenen Angaben selbst Verwundete im Hotel Royal und dem Rajavithi-Krankenhaus behandelte, sagte, viele Demonstranten seien auf der Flucht vor Soldaten erschossen worden. Unter den Opfern seien auch Kinder. Die Rechtfertigung des Militärs, die Soldaten seien bedroht worden, bezeichnete der Arzt als Unsinn. „Selbst auf Kinder ist geschossen worden. Wie könnten sie eine Gefahr für Soldaten sein?“ fragte der Arzt. „Einige haben um ihr Leben gefleht, bevor sie erschossen wurden.“

Das Demokratiedenkmal im Bangkoker Regierungsviertel, wo die Soldaten — denen zuvor eingetrichtert worden war, die Demonstranten seien „Kommunisten“ — mit ungehemmter Brutalität vorgegangen waren, liegen nun unzählige Kränze. Daneben stehen Wandtafeln mit Fotografien, Gedichten und Postern. An den Hausfassaden der Rachadamnoen Avenue, der breiten Regierungsstraße zwischen dem Parlament, dem Denkmal und dem historischen Königspalast, sind die Einschläge der Kugeln noch deutlich zu erkennen. Manche Pflasterstücke und Mauervorsprünge zeigen noch Spuren vertrockneten Blutes. Ein Baum mit unzähligen Einschlägen ist mit Blumengirlanden und Papierfähnchen in den Farben der Nation geschmückt und trägt den Namen „Baum der Demokratie“. An dieser Stelle wurde ein Demonstrant von den Soldaten an Händen und Füßen angebunden und aus nächster Nähe exekutiert, berichten Augenzeugen.

Unterdessen hat die Regierung den Ausnahmezustand, den sie am 18.Mai über Bangkok und die umliegenden Provinzen verhängt hat, in der Nacht zum Dienstag wieder aufgehoben. Der Ausnahmezustand hatte den Sicherheitskräften die Macht gegeben, jeden festzunehmen und an der Ausreise zu behindern, der verdächtigt wurde, „die Staatssicherheit zu bedrohen“. Paul Simon

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen