Heißes Wochenende in und um Israel

■ Israelischer Wahlkampf läuft auf vollen Touren/ Während die israelische Luftwaffe den Südlibanon bombardiert, feiern 100.000 Israelis den Jahrestag der Einnahme Ost-Jerusalems vor 25 Jahren

Jerusalem/Tyros (taz/afp/ap) — Israel und seine Nachbarn kommen wenige Wochen vor den israelischen Parlamentswahlen nicht zur Ruhe. Der gestrige Sonntag war gekennzeichnet von erneuten israelischen Bombenangriffen im Südlibanon und den Feierlichkeiten zum Jahrestag der Einnahme Ost-Jerusalems 1967. Ebenfalls am Wochenende zogen erneut Israelis durch die Straßen von Tel Aviv und forderten „Tod den Arabern“.

Am Sonntag Morgen begann die israelische Luftwaffe, neue Angriffe auf Stellungen der pro-iranischen Hisbollah in Libanon zu fliegen. Ziel der Bombardements waren ein Gebiet nahe des von Israel besetzten Teils des Südlibanon sowie die Ortschaft Jennta, die nur drei Kilometer von der libanesisch-syrischen Grenze entfernt liegt. Zuverlässige Angaben über die Zahl der Opfer lagen zunächst nicht vor. Ein 'afp‘- Korrespondent berichtete, die syrische Luftabwehr habe die israelischen Maschinen beschossen. Nach Angaben aus Beirut wurden seit Beginn der israelischen Angriffe vor elf Tagen im Süd- und Ostlibanon 26 Menschen getötet und weitere 48 verletzt .

Kommandoaktion im Badeort Eilat

Bereits am Samstag scheiterte eine palästinensische Kommandoaktion im südisraelischen Badeort Eilat. Beim Versuch palästinensischer Freischärler, nach Israel einzudringen, sind am Samstag im Badeort Eilat ein Israeli und drei Guerillakämpfer getötet worden. Ein weiteres Kommandomitglied wurde verletzt. Das israelische Militär teilte mit, die Männer seien sechs Kilometer durch den Golf von Akaba geschwommen. Dabei seien offenbar zwei der vier Männer ertrunken, die beiden übrigen hätten versucht, in der Nähe eines Unterwasseraquariums an Land zu gehen, worauf es zu einem Schußwechsel kam. Ein Militärsprecher sagte, das Kommando habe offenbar einen Anschlag auf einen der Strände geplant. Über Eilat wurde ein vierstündiges Ausgehverbot verhängt.

Ein hoher jordanischer Regierungsbeamter sagte am Sonntag, es gebe keinerlei Beweise dafür, daß die palästinensischen Freischärler aus seinem Land gekommen seien und verwies darauf, daß mehrere Länder an den Golf von Akaba grenzten.

Feiern in Jerusalem bieten Wahlkampf-Stoff

Unterdessen begannen am Sonntag in Jerusalem die Feierlichkeiten für den Jahrestag der Eroberung der Stadt im Sechs-Tage-Krieg vor 25 Jahren. Während für die arabische Seite dieses Datum den Beginn der israelischen Besetzung Ost-Jerusalems darstellt, feiern die Israelis diesen Tag als Wiedervereinigung der geteilten Stadt.

Mehr als 100.000 Israelis aus dem ganzen Land nahmen an einem Sternmarsch zum Westwall der Altstadt und an Gedenkveranstaltungen teil. Palästinensern aus den israelisch besetzten Gebieten war die Einreise verboten. An den Ausfallstraßen wurden nach Polizeiangaben Sperren errichtet. Die Sicherheitsvorkehrungen wurden verstärkt.

Anläßlich der Unterzeichnung einer „Jerusalem-Deklaration“ beklagte Staatspräsident Chaim Herzog, daß die internationale Staatengemeinschaft die Annexion Ostjerusalems noch immer nicht anerkenne: „Die ganze Welt um uns herum will unsere Souveränität über Jerusalem nicht als legitime politische Tatsache anerkennen. Das ist eine zynische und scheinheilige Position“, sagte Herzog. Premierminister Izchak Schamir betonte, daß über den Ostteil der Stadt nicht verhandelt werden könne: „Jerusalem ist Israels Herz, es kann nicht Gegenstand von Verhandlungen sein.“

Die beiden großen Parteien Israels, der regierende Likud-Block und die oppositionelle Arbeiterpartei, luden zu getrennten Feiern ein. Im Vorfeld des Jahrestages wurde massiv Wahlkampf betrieben. Die Arbeiterpartei nutze den Anlaß, um ihren Vorsitzenden Jitzhak Rabin als Helden des 67er Kriegs in Szene zu setzen. Rabin war damals Generalstabs-Chef der israelischen Armee. Der Likud-Block versuchte dagegen, ihren Hauptkontrahenten im Wahlkampf zu diskreditieren und sprach davon, daß Rabin kurz vor Kriegsausbruch einen Nervenzusammenbruch erlitten haben soll.

Erst gestern berichtete die israelische Presse über einen Vorfalls, der sich bereits in der Nacht zum Freitag ereignet hatte. In Tel-Aviv wurden zwei Palästinenser, die in einer Bäckerei arbeiteten, von zwei maskierten Israelis erstochen. Die Palästinenser stammten aus Ramallah im besetzten Westjordanland.

Demonstranten riefen „Tod den Arabern“

Der jüdische Bäckermeister, der sich den Eindringlingen in seiner Backstube entgegengestellt habe, wurde nach Angaben der Zeitung 'Hadaschot‘ zusammengeschlagen. Die Unbekannten hätten gedroht, sie würden auch ihn töten, wenn er weiterhin Palästinenser beschäftige. Nach Bekanntwerden der Tat versammelten sich den Angaben zufolge mehrere Dutzend Menschen vor der Bäckerei und riefen Parolen wie „Tod den Arabern“.

Seit eine fünfzehnjährige Israelin am 24. Mai in Tel Aviv von einem Palästinenser umgebracht wurde, ist es in der Region fast täglich zu antiarabischen Ausschreitungen gekommen. Im besetzten Gazastreifen sind nach Anschlägen in der vergangenen Woche immer noch mehrere Tausend Palästinenser von ihren Arbeitsplätzen in Israel ausgeschlossen. Gaw