Wächterin Debus

Wächterin Debus

„Mich als Professor der Politik hat das besonder interessiert“, gab Kurt Sontheimer zu, als er im Frankfurter Römer gestern die Laudatio auf die Bremer taz-Redakteurin Barbara Debus hielt. Den zweiten der diesjährigen drei Wächterpreise hatte Barbara Debus sich erschrieben, als sie enthüllte, wie für den Bürgerschaftsabgeordneten Detlef Griesche eigens eine Professur für politische Wissenschaften eingerichtet werden sollte. Süffisant zitierte Sontheimer den Brief von Bremens Ex- Finanzsenator Grobecker an seinen Parteifreund (“Lieber Detlef...“), berichtete von den Gefälligkeitsgutachten, mit denen die „promotionsadäquaten Qualitäten des nicht ausreichend qualifizierten SPD-Politikers nachgewiesen wurden“. Die Namen der beiden kungelnden SPD-Freunde verschwieg der Professor in seiner Rede zwar dezent, doch selbst in der Stadt am Main hatte man registriert, um wen es ging, und daß dieser Skandal Grobeckers Nominierung zum Chef der Landeszentralbank nicht verhindern konnte. „Wir sind Barbara Debus Dank schuldig“, sagte Sontheimer, der Vorsitzende der Jury des Wächterpreises der Tagespresse“, und überreichte die Urkunde. Der Zeitung, die ihre Tätigkeit ermöglichte, gebühre die „Ehre der Anerkennung.“ 10.000 Mark erhält Barbara Debus mit diesem Preis. Sie ist damit die elfte Frau, der die Jury neben 70 männlichen Kollegen besondere Wachsamkeit in ihrer verfassungspolitischen Funktion zuerkannte. Daß bisher nur so wenige Frauen ausgezeichnet wurden, erklärte Werner Holzer, Jurymitgleid und Chefredakteur der Frankfurter Rundschau, damit, daß Frauen sich „einfach zu wenig bewerben“ — an der rein männerbesetzten Jury läge das nicht. ra