■ RADIODAYS: DONNERSTAG
Wie klug und analytisch John Berger auch schreiben mag, in seinen Texten schwingt immer eine anregend subjektive Nuance mit. Der vielseitige britische Kulturkritiker, Dramatiker, Schriftsteller und Friedensbewegte gehört zu jenen erfrischenden Denkern, die ihre Leidenschaft zum jeweiligen Gegenstand nicht wissenschaftlich knebeln. Daheim, im konservativen England, angefeindet, entfloh Berger dem britischen Inseldasein, um ein „europäischer Autor“ zu werden. Daß sein Name im mit sich selbst beschäftigten Deutschland bisher fast nur als Geheimtip gehandelt wird, ist skandalös und soll sich ändern: hr2 sendet um 14.30 Uhr Zeit der Kosmonauten, eine Erzählung Bergers aus dem Jahre 1982.
Tritte der Ohnmächtigen in den Hintern der Macht heißt ein Feature mit deutscher Problematik. Autor Jörg Sobiella untersuchte den Schwund des ostdeutschen subversiven Humors und trauert ihm als „Phänomen einer politischen Gegenkultur“ nach. In: MDR-Kultur, 19.30 Uhr, SFB3, 20.15 Uhr.
Die etwas andere Hintergrundsendung zum UN-Umweltgipfel in Rio de Janeiro wird den glücklichen EmpfängerInnen von WDR3 um 21.00 Uhr zuteil. Unter dem Titel Ist die Erde intelligent? stellt Mathias Bröckers Theorien über unseren Planeten als lebendigen Organismus vor. Der britische Chemiker James Lovelock kam beispielsweise zu der Annahme, daß nur ein „intelligentes System Erde“ die Stabilität der lebenswichtigen Werte, wie etwa die Sauerstoffkonzentration und den Schutzschild Ozonschicht, über Jahrmillionen organisieren und garantieren konnte. Einziger Risikofaktor für dieses elastische Ökosystem ist heute dessen integraler Bestandteil Mensch. Aber auch der soll ja bekanntlich lernfähig sein, was dann die einzige Hoffnung wäre, seiner Selbstvernichtung Einhalt zu gebieten. Wem die vorgestellten Theorien zu „science-fiction-mäßig“ erscheinen, der sei beruhigt: Autor Bröckers steht als einstiger Redakteur der taz- „Wahrheit“ mit Glaubwürdigkeit auf gutem Fuß! (Wiederholung: 8.Juni, WDR5, 14.00 Uhr).
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