UNTERM STRICH

Der Deutsche Filmpreis 1992 wird heute abend — zum zweiten Mal gesamtdeutsch — im Berliner Theater des Westens vergeben. Zehn Regisseurinnen und Regisseure konkurrieren um die bedeutendsten nationalen Auszeichnungen für Filmschaffende, die Goldene Schale und Filmbänder in Gold und Silber — die Prämien liegen zwischen 700.000 und einer Million Mark.

Außerdem werden die besten Einzelleistungen prämiert. Zwei Preisträger des Abends stehen schon fest: Karl Baumgartner, Fachmann für Spezialeffekte, und Jürgen Böttcher, Dokumentarfilmer, werden für ihr künstlerisches Gesamtwerk ausgezeichnet.

Für den Filmpreis nominiert wurden Dokumentar- und Spielfilme: Buster's Bedroom von Rebecca Horn, Celibidache von Jan Schmidt-Garre, Happy Birthday, Türke! von Doris Dörrie, Herwig Kipplings Land hinter dem Regenbogen, Leise Schatten von Sherry Hormann, Max Ernst — Mein Vagabundieren, meine Unruhe von Peter Schamoni, Klaus Emmerichs Pizza Colonia, Schtonk! von Helmut Dietl, Der schwarze Kasten von Johann Feindt und Tamara Trampe sowie Jo Baiers Wildfeuer. Allein durch ihre Nominierung wird eine Prämie von 400.000 Mark fällig, die zweckgebunden ist für eine neue Produktion. Wir berichten über die Filmpreisverleihung am Samstg mit einer Tagesthemenseite.

Götz George alias Horst Schimanski kommt wieder: Als Comic-Held. Der Stuttgarter Ehapa Verlag hat den Verlust, der durch Schimis Verschwinden vom Bildschirm entstanden ist, klar erkannt und eröffnet mit dem 1984 im Fernsehen gesendeten „Tatort“-Krimi Zweierlei Blut eine neue Comic-Thriller-Reihe. Die Zeichnungen stammen vom Stuttgarter Zeichner Martin Frei.

Ute Lemper, Hauptdarstellerin des Musicals Der blaue Engel im Berliner Theater des Westens erhielt „absolutes Auftrittsverbot“ — ein Rat ihres Arztes wegen einer akuten Stimmbandentzündung. Am Freitag soll sie aber wieder die „fesche Lola“ spielen. Margit Weber von der Intendanz des Theaters sieht einen Zusammenhang zwischen der zum Teil ziemlich heftigen Kritik nach der Musical-Premiere und Frau Lempers Erkrankung:„Ihre Stimme reagiert nun auf die Situation. Körper und Seele lassen sich da nur schwer trennen.“ Für Ute Lemper wird möglicherweise Carola Kautz, Absolventin der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ (Ost-Berlin), einspringen.

Rolf Hochhuth, Dramatiker und Autor des umstrittenen Theaterstücks Wessis in Weimar glaubt nicht mehr, daß sein Stück noch auf die Bühne kommt. „Es ist ja so, daß unsere Intendanten ihre Intendantenverträge von den Parteien bekommen oder nicht bekommen — wer soll sich denn das aufhalsen?!“ So äußerte sich Hochhuth in der TV-Talkshow Alex des SFB. Das Stück Hochhuths löste heftige inhaltliche Diskussionen aus — bis hin zu dem Vorwurf, er rechtfertige in Wessis in Weimar die Ermordung des Treuhand-Chefs Detlev Karsten Rohwedder. Hochhuth geht jetzt davon aus, daß nach dem ganzen „Klamauk kein Intendant mehr Lust hat, das Stück zu spielen.“