Bund sitzt auf Olympia-Flächen

■ Zwei der wichtigsten Sportstätten für Olympia 2000 gehören nicht Berlin, sondern der Bundesregierung — und die will sie nicht umsonst herausgeben

Berlin. Das Stadion der Weltjugend und das Friedrich-Ludwig-Jahn-Stadion, die das Land Berlin beide für die anvisierten Olympischen Spiele im Jahr 2000 vorgesehen hat, gehören gar nicht dem Land, sondern der Bundesregierung. Und die denkt nicht daran, diese Flächen Berlin kostenlos für die Olympiade zur Verfügung zu stellen, wie es Helmut John, Sprecher der Oberfinanzdirektion — die in Berlin das Bundesfinanzministerium vertritt —, gegenüber der taz bestätigte. Auf dem Gelände des abbruchreifen Stadions der Weltjugend im Bezirk Mitte hat der Senat einen Wettbewerb unter privaten Investoren für die zentrale Olympiahalle für 15.000 Zuschauer ausgeschrieben. Auf dem Gelände des Jahnstadions in Prenzlauer Berg sollen mehrere Sporthallen entstehen. Gegen diese Nutzung habe man nichts, so John. Man werde diese Flächen jedoch nicht dem Land Berlin ohne Gegenleistung überlassen. Man sei bereit, sie dem Land im Tausch gegen andere Grundstücke zu geben, diese seien dem Land aber bisher wohl »zu schade« gewesen, so John. »Die Landesvertreter glauben statt dessen, unter dem Druck der öffentlichen Meinung würden wir unsere Grundstücke umsonst für Olympia hergeben«, mokiert sich John.

Der überwiegende Teil dieser Flächen sei vor 1945 ehemalige Heeresfläche und damit Eigentum des Deutschen Reiches gewesen, nach dem Einigungsvertrag gingen solche Grundstücke an den Bund und nicht an das Land, erläutert John weiter. Zwar beanspruche das Land diese Flächen mit der Begründung, sie seien zu DDR-Zeiten zu kommunalen Zwecken — nämlich Sport — genutzt worden. Zum Zeitpunkt des Einigungsvertrages sei jedoch das Stadion der Weltjugend eine ungenutzte Ruine gewesen, so John.

Beim Sportsenator sah man das Problem eher gelassen. »Bei den Verhandlungen ist das letzte Wort noch nicht gesprochen«, sagte der stellvertretende Abteilungsleiter Wolfgang Brachwitz auf Anfrage. Man sei sicher, daß man sich mit dem Bund einigen werde. Weniger gelassen reagierte die Sportexpertin der Grünen, Judith Demba. »Wenn jetzt noch nicht einmal über die Grundstücke der zentralen Sportstandorte Klarheit herrscht, stellt das die ganze Olympiade in Frage«, meint sie.

Selbst in West-Berlin gehören große Teile der Olympiaflächen dem Bund. So geht der Teil des Reichssportfeldes in Ruhleben, der jetzt von der englischen Armee genutzt wird, nach Abzug der Alliierten an die Bundesregierung und nicht an das Land Berlin, wovon der Senat bisher ausgegangen war. »Das ist aber kein großes Problem, denn da gibt es bereits Nutzungsverträge«, sagte John. Auch über die Sportflächen im Ostteil der Stadt, die nicht für Olympia gebraucht werden, kann Berlin nicht frei verfügen. Von den 280 Sportflächen, die es in Ost-Berlin insgesamt gibt, werden nach Angaben von Abteilungsleiter Brachwitz knapp 210 von der Oberfinanzdirektion beansprucht, die restlichen 70 Flächen von der Treuhandanstalt. esch