Von den Braunen zu den Braunen

■ Hessischer Rep-Landesgeschäftsführer wechselt zur NPD

Frankfurt/Main (taz) — Weil die NPD-Fraktion im Frankfurter Römer eine „seriöse und konstruktive Politik“ betreibe, wechselte der Landesgeschäftsführer der hessischen „Republikaner“ (Rep), Peter Fladung, knapp zehn Monate vor den hessischen Kommunalwahlen noch schnell die Fronten: Für einen „sicheren Listenplatz“ (NPD) in Frankfurt trat Fladung am Wochenende dem NPD-Kreisverband bei. Und Fladung prophezeite: „Weitere – Republikaner – werden mir nachfolgen.“

Die Hoffnung von SPD und Grünen, daß sich die drei rechtsradikalen Parteien, die in der Hessenmetropole im März 1993 zu den Kommunalwahlen antreten wollen, gegenseitig die Wählerstimmen wegnehmen und zu guter Letzt alle an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern werden, ist für die „Nationaldemokraten“ der Horror: Eine Stimmenaufspaltung, so NPD-Pressereferent Peter Marx, würde nur der derzeitigen rot-grünen Mehrheit nutzen. Die Wahlen in Baden-Württemberg und Schleswig- Holstein hätten bewiesen, daß die „nationalen Wähler“ immer der regional stärksten Kraft den Vorzug geben würden — „und in Frankfurt ist die NPD die stärkste politische Kraft im nationalen Lager“. Neben NPD und Reps hat sich eine braune Liste mit dem unverdächtigen Namen „Freie Wählergemeinschaft“ (FWG) zu den Kommunalwahlen angekündigt. Das Ehepaar Gerhold, vor zwei Jahren aus der NPD ausgetreten, hat damit seine eigene Partei. „Wir sind nur national gesinnte Menschen“, so ihre Selbstdarstellung. Schwer rechtslastige Christdemokraten zog es in der Vergangenheit eher zu den „Republikanern“.

SPD und Grüne haben am Wochenende die „Zusammenarbeit aller demokratischen Parteien ohne formale große Koalition“ für den Fall angeregt, daß weder die amtierende rot-grüne Koalition noch die CDU nach dem Einzug einer rechtsradikalen Partei in den Römer die ausreichende Mehrheit für die Stadtregierungsbildung erhalten sollten. Schon heute, so der Fraktionsgeschäftsführer der Grünen, Lutz Sikorski, sollten alle demokratischen Parteien eine „öffentliche Selbstverpflichtung“ eingehen, sich nicht von rechtsradikalen Parteien unterstützen zu lassen. Noch immer warteten SPD und Grüne auf ein „klärendes Wort“ der CDU-Spitzenkandidatin für die Kommunalwahlen in Frankfurt, Petra Roth (MdL), die in einem Interview eine Koalition der CDU mit den Reps nicht ausdrücklich ausgeschlossen hatte. kpk