SCHÖLNER LEBEN
: Rache für Lady Di

■ Oder: Warte nur, balde ruhest du auch!

In diesem Augenblick endete die Monarchie. Nach fünftausend Jahren Winken vom Balkon verlor sie die Beherrschung. Und die Presse, welche das Königtum doch erfunden hatte, allerdings nur um uns von ihm zu befreien, wie man jetzt sieht, hetzte die Nachricht seitenbreit und quasi sechsspännig in die erloschene Welt hinaus: „Diana hat geweint“.

Daß Sofia gesündigt, Andrew ins Bett gemacht, Juan Carlos versagt, Beatrix gelogen, Rainier gepraßt und Bhumipol zu Sirikit „Arschgeige“ gesagt hat, all diese faustdicken Schlagzeilen haben dero Majestäten nur zäher geklopft. Jetzt aber, da Diana geweint hat, jetzt plötzlich ist die Presse allein auf der Welt: eine siegreiche bürgerliche graue Maus.

Sie wird schon merken, was sie davon hat. Sie wird darüber der Schwermut verfallen. Und dann dauert es nicht mehr lang. Schon ergreift der berühmte Seher Le Dernier Cree das Wort und weissagt uns: Es kommt der Tag, und sei es in fünftausend Jahren, da die Chefredakteure über ihre Schlagzeilen weinen. Das ist unweigerlich der letzte Tag des Kapitalismus. So siegt am Ende Lady Di. Manfred Dworschak