Hauptsache anders

■ Der französische Film »Reise nach Trapar« von Laurent Vivien im fsk

Kreuzberg ist ein spannender Kiez voller verrückter Leute und Geschichten. Darüber könnte man stundenlang erzählen, und der Gedanke, darüber einen Film zu machen, ist, obwohl nicht neu, nach wie vor reizvoll. Das allein reicht aber nicht aus. Neben der Grundidee braucht man ein gutes Buch und gute Schauspieler. Dem französischen Film Reise nach Trapar fehlt es — außer an gutem Willen — an allem.

Der Inhalt ist schnell erzählt: Der junge Maler Antonio gerät in eine Krise und glaubt, nie wieder einen Pinsel in die Hand nehmen zu können. Nach monatelangem Brüten in seinem Zimmer flieht er vor seiner Freundin Ines, die ihn zwingen will, ein versprochenes Bild zu malen. Auf seiner Flucht trifft er auf zwei Bettler, von denen sich einer als Kunstkenner und Liebhaber von Antonios Bildern herausstellt. Während die drei gemeinsam durch Kreuzberg ziehen und jede Menge obskurer Typen treffen, versuchen Ines und ihre Freundin Julia, das Bild, das für diesen Tag in einer Galerie bestellt ist, selbst zu malen. Die Fälschung gelingt, die Galeristin nimmt es den Frauen ab und verkauft es sofort. Auf einer großen Szeneparty, wo sich zum Schluß alle treffen, platzt die ganze Sache. Antonio verläßt Kreuzberg.

Der Film beginnt mit Bildern, die neugierig machen. Antonio ist mit Julia und Ines unterwegs. Die Kamera fängt die Atmosphäre der Gegend ein und unterlegte Klaviermusik erzeugt ein angenehmes Gefühl. Das ändert sich schlagartig, wenn die Darsteller zu spielen beginnen. Was sich da an Unprofessionalität dem Auge und Ohr bietet, ist gruselig und bereitet nach einer Viertelstunde körperliche Schmerzen.

Der Regisseur Laurent Vivien und sein Team kommen aus dem Off- Bereich. Das Problem dieser Projekte scheint immer wieder dasselbe zu sein: Der Anspruch ist ungeheuer groß, wird aber durch das Ergebnis in keiner Weise gerechtfertigt. Die Geschichte wird lückenhaft erzählt, Effekte und Äußerlichkeiten ersetzen Konsequenz und Tiefe, Stilmittel werden gnadenlos vermischt oder falsch verwendet. Hauptsache, es ist irgendwie anders. Der Film möchte ein Kunstwerk sein, reiht sich aber in die Masse der Pseudo-Kunstprodukte ein. burk

Bis zum 17.6. im fsk, 20 Uhr