piwik no script img

UNTERM STRICH

Mit 156 produzierten Filmen und steigenden Investitionen (3,7 Milliarden Francs im letzten Jahr) zeigt das Französische Kino eine neu erwachende Regsamkeit — so meldet es jedenfalls das französische Branchenblatt 'Le film fran¿ais‘. Die Medaille hat allerdings noch eine andere Seite: Die Zahl der Produktionen und die Kosten steigen, aber die Zuschauerzahlen sinken trotzdem. 1991 sind in Frankreich 117 Millionen Kinokarten gelöst worden (etwa soviel wie im vereinigten Deutschland übrigens), weniger denn je. Die Baisse (3 Prozent) ist zwar nicht spektakulär, geht aber überproportional zu Lasten der französischen Filme, deren Marktanteil auf 30 Prozent gesunken ist — Hollywood profitiert wie überall und hält inzwischen 60 Prozent der französischen Kinoeinnahmen. Dazu muß allerdings gesagt werden, daß 1991 kein französischer Film einen Erfolg errungen hat, der etwa dem von Luc Bessons Im Rausch der Tiefe vergleichbar wäre.

Die französischen Produzenten versuchen, der Entwicklung durch teurere Filme entgegenzuhalten. Ein französischer Film kostet heute durchschnittlich 25 Millionen Francs. Die Kosten werden durch den Einstieg der französischen Bauindustrie ins Kino weiter steigen. Die kleinen Produzenten munkeln, daß der Betonlöwe und Eigner des Kommerzsenders TF1, Francis Bouygues, und Firmen wie die DEFA-Käuferin Générale des eaux die Preise verderben. Schon jetzt gehen über 40 Prozent des Investitionsvolumens an Filme, die über 40 Millionen Francs kosten.

„Das französische Kino kann halt nur Erwachsenenfilme machen“, sagt der französische Produzent und Vizepräsident des Fernsehsenders La Sept/Arte, Daniel Toscan du Plantier, zur Lage der Dinge und schlägt vor, daraus gerade die Stärke dieses Filmlands zu machen. Frankreich gelte überall als Unterstützer der lokalen Kinematographien und des Autorenfilms. In Frankreich würden Souleymane Cissé, Pavel Lungin, Wim Wenders und Nikita Mikhalkow produziert, und bald kämen auch Woody Allen und Spike Lee hinzu. Danach komme es vor allem auf die Export- und Fernsehauswertungstrategien an.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen