■ KEIN GERÜCHT
: Der tapfere Thomas am Turm

Der tapfere Thomas am Turm

Wenn es Tapferkeitsmedaillen für Senatoren gäbe, wäre Jugendsenator Thomas Krüger einer der heißesten Anwärter. Der Lichtenberger Politiker ist erst 31 Jahre alt und trotzdem — oder deshalb — tapferer als die meisten seiner Kollegen.

Das zeigt sich beispielsweise, wenn Krüger von sich aus Gebührenerhöhungen und Kürzungen in seinem Ressort anbietet und gleichzeitig die Frage stellt, ob man nicht eine der drei Berliner Opern schließen sollte. Wie alle seine sozialdemokratischen Senatskollegen hat er nicht viel zu verlieren, glaubt Krüger. Mit seinem Parteifreund, dem Bausenator Wolfgang Nagel, ist der Jugendsenator sich einig. Wer einmal als Senator in dieser Großen Koalition saß, hat bei der Parteibasis der SPD in den nächsten Jahren ohnehin verschissen. Die Konsequenz: Ist der Ruf erst ruiniert, streicht es sich doppelt ungeniert. Dabei muß der tapfere Thomas dieser Tage einiges ertragen.

Provoziert von seinem Parteichef Walter Momper streiken die ErzieherInnen in den Krüger unterstellten Kindertagesstätten der Stadt. Und bald werden sich wohl erboste Eltern vor seinem Dienstsitz am Karlsbad versammeln und gegen die Erhöhung der Kita-Gebühren protestieren, die der Senator schon angekündigt hat.

Was tut der Senator? Er seilt sich — vielleicht — bald ab. Am Mittwoch wird der Berliner Bergsteiger Detlef Stock Krügers Ferienpaß- Aktion mit einer aufsehenerregenden Aktion eröffnen. Er hat angekündigt, den Fernsehturm herabzuklettern, vom Telecafé in 203 Meter Höhe bis hinunter zum Neptunbrunnen. Nun überlegt der Jugendsenator — weil Stock ihn gefragt hat —, ob er nicht mitklettern soll. Daß er schwindelfrei ist, hat Krüger schon bewiesen. 1983 bestieg er den Elbrus, mit 5.633 Metern der höchste Berg des Kaukasus.Hans-Martin Tillack