Hilfsgelder für Kambodscha zugesagt

■ Rote Khmer nehmen überraschend an Hilfskonferenz teil/ 1,4 Milliarden Mark für Wiederaufbau

Tokio (afp) — Die Roten Khmer sind am Montag auf einer Konferenz über den Wiederaufbau Kambodschas wegen ihrer Blockade des Friedensprozesses scharf kritisiert worden. Der Chef der UN-Übergangsverwaltung in Kambodscha (UNTAC), Yasushi Akashi, sprach in Tokio von einer Bedrohung für den Wiederaufbau des Landes. Kurz vor Beginn der zweiten Phase des kambodschanischen Friedensplanes am 13.Juni hatten sich die Roten Khmer geweigert, ihre Waffen abzugeben und die UNTAC-Truppen in ihre Gebiete zu lassen. Während der Konferenz, an der Vertreter dieser Gruppierung überraschend doch noch teilnahmen, wurden Hilfszusagen von insgesamt rund 1,4 Milliarden Mark für die Anfangsphase des Wiederaufbaus des zerstörten Landes gemacht.

UNTAC-Chef Akashi wies Vorwürfe der Roten Khmer zurück, denen zufolge die von Vietnam eingesetzte Regierung unter Hun Sen stärker als die anderen Bürgerkriegsfraktionen von der UN-Hilfe profitieren. Die UNTAC wolle ein politisch neutrales Klima vor den für Mai nächsten Jahres angesetzten Wahlen schaffen, betonte Akashi.

In einem Rundfunkkommentar der Roten Khmer hieß es am Montag, es werde keinen Frieden in Kambodscha geben, solange Vietnam über die von ihr eingesetzte Regierung Hun Sen weiterhin die Macht im Lande habe. Vietnamesische Truppen hatten 1979 das grausame Regime der Roten Khmer gestürzt.

Am Montag abend sollten in Tokio nach Angaben von Diplomaten Vertreter der vier Bürgerkriegsparteien, der fünf Ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrates sowie Indonesiens, Japans und Australiens die Probleme bei der Umsetzung des Friedensplanes erörtern. Auch der Vorsitzende des Obersten Nationalrates (SNC), Prinz Norodom Sihanouk, und UNTAC-Chef Akashi sollten an dem Gespräch teilnehmen.

Wesentliche Aufgabe der Tokioter Konferenz ist die Koordination der internationalen Hilfe beim Wiederaufbau Kambodschas. Die teilnehmenden Regierungen und Organisationen sagten insgesamt etwa 1,4 Milliarden Mark an Hilfe bis zu den für Frühjahr 1993 geplanten Wahlen zu. Japan versprach Hilfsgelder in Höhe von 150 bis 200 Millionen Dollar. Die Bundesregierung, vertreten durch den Staatssekretär im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit, Härdtl, stellte 21,7 Millionen Mark in Aussicht.

In der Abschlußerklärung der Konferenz hieß es, die Gelder sollten „gerecht“ in allen Regionen Kambodschas für die Heimkehr der Flüchtlinge und für Projekte der ländlichen Entwicklung eingesetzt werden. Die mittel- und langfristige Hilfe soll in Zukunft von einem neugegründeten Komitee von Regierungsvertretern verschiedener Staaten für den Wiederaufbau Kambodschas (ICORC) koordiniert werden.