Raumnot für Gegner des G-7-Gipfels

■ Uni-Rektor Steinmann kündigt Räume für Gegengipfel/ Keine Kooperation der GipfelgegnerInnen

München (taz) — Die Opposition gegen den Weltwirtschaftsgipfel Anfang Juli in München hat bislang nur eines erreicht: Verwirrung. Zwei Wochen vor Beginn des Treffens der sieben reichsten Industrienationen ist es Nichteingeweihten unmöglich, das Dickicht von geplanten Gegengipfeln, -kongressen und -aktionen zu durchschauen. Selbst die VeranstalterInnen wissen nicht, auf welche Räumlichkeiten und ReferentInnen sie sich verlassen können.

Der Vorsitzende des Studentischen Sprecherrates, Michael Köhler, mußte auf einer Pressekonferenz am Montag einräumen, die Universität habe die Räume für den vom 3. bis 5. Juli angesetzten Internationalen Gegenkongreß gekündigt. Rektor Wulf-Steinmann begründete den Rauswurf in einem Brief vor allem mit der Route der geplanten Großdemonstration. Diese führt direkt an dem Hauptgebäude der Ludwig-Maximilian-Universität vorbei, ein Umstand, den sich Steinmann von Anfang an verbeten hatte. Bereits im April hatte er die Bedingung gestellt, der Kongreß müssen rein „wissenschaftlichen Charakter“ haben. Deshalb dürfe die Demonstration nicht in die Nähe der Universität führen.

Köhler will die Gerichte einschalten, falls es in den nächsten Tagen nicht zu einer gütlichen Einigung mit der Universitätsleitung kommt. Tatsächlich hat der Sprecherrat über die Jahre vor dem Verwaltungsgericht bereits vier Veranstaltungen gegen Steinmann durchgesetzt. Köhler geht davon aus, daß der Gegenkongreß stattfindet. 4.000 Gäste, 60 ReferentInnen und 100 Journalisten werden an dem Wochenende erwartet.

Die Auseinandersetzung wirft allerdings ein deutliches Schlaglicht auf das organisatorische Chaos der GipfelgegnerInnen. Die Grünen, die ursprünglich als Geldgeber des Bündnisses mit von der Partie waren, veranstalten jetzt solo.

Symptomatisch ist das Tauziehen um die ReferentInnen. Jutta Dithfurth von den Öko-Linken und der ehemalige brasilianische Umweltminister José Lutzenberger stehen als ReferentInnen des Gegenkongresses nach wie vor nicht fest. Lutzenberger kommt zwar zu dem von den Grünen mitgetragenen Alternativen Gipfel TOES (The Other Economic Summit) parallel zum offiziellen Gipfel. Die Grünen wollen ihren renommierten Gast aber nicht an die ehemaligen Verbündeten und jetzigen KonkurrentInnen vom Gegenkongreß ausleihen. Das Bündnis wiederum bezeichnet TOES als „sinnvolle Ergänzung“ zum Gegenkongreß. Man stünde miteinander im besten Einvernehmen. Kleine Spitzen konnten sich die VertreterInnen allerdings nicht verkneifen: TOES sei ja (bei aller Liebe) ein „bißchen elitär und exklusiv“. Wie du mir, so ich dir. Im Sandkasten haben wir's schließlich genauso gemacht. Henrike Thomsen