Gorlebener Schacht wird weitergebaut

Hannover (taz) — Der Gorlebener Endlagerschacht I wird seit dem Wochenende wieder weiter in die Tiefe vorangetrieben. Das Umweltministerium, das eigentlich den Endlagerbau gänzlich stoppen soll, begründet die „Wiederaufnahme der Teufarbeiten“ damit, daß die Laugenzuflüsse so weit abgedichtet seien, daß keine Gefahr mehr für die Sicherheit der Bergarbeiter bestehe. Auch die Standsicherheit des Schachtes, dessen Innenausbau sich unter dem Druck des Erdreichs krümmt, sei gutachterlich zumindest bis Oktober nachgewiesen. Die genaue Herkunft der Laugenzuflüsse, die die Endlagerbauer schon seit eineienhalb Jahren plagten, wird jetzt wahrscheinlich ungeklärt bleiben. Das Umweltministerium hatte zunächst vom Bundesamt für Strahlenschutz verlangt, die laugenführende Rißzone gründlich durch Bohrungen zu untersuchen, da die Risse „für die Sicherheit des in Gorleben geplanten Endlagers bedeutsam“ seien und es in die Gefahr des Absaufens bringen könnten. Eine solche gründliche Untersuchung hat das Bundesamt mit dem Gorlebener Standard-Argument abgelehnt, zur Zeit werde der Salzstock lediglich bergmännisch erkundet, seine Eignung zum Endlager sei erst in einem atomrechtlichen Genehmigungsverfahren zu prüfen. Nach dem endgültigen Ausbau des Schachtes mit Beton wird die Rißzone allerdings nicht mehr für Untersuchungen zugänglich sein.

Vorsorglich hat deswegen das Umweltministerium in Hannover das Bundesamt auf die Risiken des weiteren Abteufens hingewiesen. „Sollte es am Ende nicht mehr möglich sein, alle Daten zu erheben, die für eine Beurteilung der langfristigen Sicherheit des Endlagers nötig sind, so steht der Erfolg des atomrechtlichen Verfahrens grundsätzlich in Frage“, teilte das Ministerium mit. ü.o.