Die GUS zahlt nicht mehr

■ Eine Milliarde Dollar zugesagte Überweisungen an den Westen stehen aus/ Banken „enttäuscht“

Frankfurt (ap) — Die GUS-Republiken haben nach Angaben aus Kreisen der westlichen Gläubigerbanken ihre Zinszahlungen auf die rund 65 Milliarden Dollar Schulden der ehemaligen Sowjetunion praktisch eingestellt. Wie aus dem zuständigen Bankenausschuß in Frankfurt zu erfahren war, sind seit Beginn dieses Jahres — trotz großzügiger Stundungsmaßnahmen der westlichen Gläubiger — bereits Zahlungsrückstände von über einer Milliarde Dollar (rund 1,56 Milliarden Mark) aufgelaufen. Gezahlt hätten die GUS- Republiken an die westlichen Gläubigerbanken und Regierungen lediglich etwa 170 Millionen Dollar.

Angesichts des gesamten Schuldenvolumens handele es sich dabei um einen „Tropfen auf den heißen Stein“, hieß es in Frankfurt. Für die westlichen Gläubigerbanken sei dies „sehr enttäuschend“, und dieser Enttäuschung habe man im Gespräch mit Moskau „auch Worte verliehen“, verlautete aus dem Bankenausschuß. Angesichts des dramatischen Devisenmangels in der GUS soll bei einem am Donnerstag in Frankfurt beginnenden Treffen mit Vertretern der Moskauer Wneschekonombank den GUS-Republiken abermals eine Verlängerung des Tilgungsaufschubs angeboten werden. Dieser war zuletzt bis auf den 30. Juni ausgedehnt worden. Am Montag hatten die im sogenannten Pariser Club zusammengefaßten westlichen Gläubigerregierungen ihre den GUS-Staaten eingeräumte Tilgungsstundung ebenfalls bis Ende September verlängert. Die Wneschekonombank ist von den GUS-Republiken beauftragt worden, die Schulden und Guthaben der ehemaligen Sowjetunion zu verwalten und die Verhandlungen mit den westlichen Gläubigern zu führen. Der beratende Bankenausschuß vertritt unter Federführung der Deutschen Bank die Interessen der 600 westlichen Gläubigerinstitute.