Regierungsbündnis Äthiopiens geplatzt

Addis Abeba (dpa) — Das Regierungsbündnis in Äthiopien ist geplatzt. Die Oromo-Befreiungsfront (OLF), zweitstärkste Gruppe im Kabinett, zog am Dienstag ihre vier Minister aus der Übergangsregierung zurück. Ministerpräsident Tamirat Layne nahm die Rücktrittsgesuche der Kabinettsmitglieder an.

Die OLF hatte am Sonntag die Regionalwahlen boykottiert. Sie hatte ihrem größeren Koalitionspartner, der Revolutionären Demokratischen Front des Äthiopischen Volkes (EPRDF), vorgeworfen, den Wahlausgang manipuliert und Anhänger anderer Gruppen eingeschüchtert zu haben.

Die EPRDF hatte zusammen mit der OLF und anderen Gruppen vor gut einem Jahr das kommunistische Regime von Mengistu Haile Mariam gestürzt. In dem Streit zwischen den ehemaligen Rebellenorganisationen geht es vor allem darum, wer die Volksgruppe der Oromo vertritt, die ein Drittel der Gesamtbevölkerung des Landes ausmacht.

Beobachter befürchteten, daß es nach dem Zerfall der Koalition wieder verstärkt zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen der EPRDF und der OLF kommen könne. Der Konflikt zwischen den beiden Organisationen hatte das Land vor wenigen Monaten an den Rand eines neuen Bürgerkriegs gebracht.