MIT GRÜNEN AKTIEN AUF DU UND DU
: Umstrittener Ökofonds

■ Ökobank-VertreterInnen widdern Spekulationsobjekt

Frankfurt/Main (taz) — Alles kommt auf den Standpunkt an: Während die Einrichtung sogenannter grüner Fonds bei etablierten Bankhäusern als Beleg dafür gewertet wird, daß sich ökologisches Gedankengut inzwischen auch in den dortigen Chefetagen etabliert hat, ist die Einrichtung eines Öko- Invest-Fond für die Basis der Ökobank der „Einstieg in den Spekulationskapitalismus“.

Ein knappes Drittel der Menschen, die sich am Wochenende aus allen Teilen der Republik in der Mainmetropole zur VertreterInnenversammlung der Ökobank eingefunden hatten, lehnte den Fonds glatt ab. Der Ökobank-Vorstand hatte zur Etablierung des Öko-Invest-Fonds auf dem Finanzmarkt bereits Verträge mit der Düsseldorfer Vertriebsgesellschaft Investiko GmbH abgeschlossen. Das Argument von Vorstandsboß Oliver Förster, daß auch eine Alternativbank zur Vertragstreue verpflichtet sei, traf bei den KritikerInnen um das neue Aufsichtsratsmitglied Jan Kuhnert, einst Fundamentalist bei den hessischen Grünen, auf wenig Verständnis.

Schließlich beabsichtige selbst die Bundesregierung aus dem mit Verträgen abgesicherten Projekt Jäger90 wieder auszusteigen. „Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende“, so der Tenor der Ablehnung.

Der Jäger-90-Vergleich brachte Förster auf die Palme. Der Mann mit dem Lagerfeld-Zopf bellte zurück: „Da hat die taz heute was zu schreiben — vom Jäger90 zum Förster 90.“ Der Fonds, so Förster, aktualisiere schließlich die Produktpalette der Ökobank. Und es sei die werte Kundschaft der Bank gewesen, die seit Monaten angesichts der Hausse grüner Fonds am Markt die Einrichtung eines eigenen Aktienfonds gefordert habe.

Weil aber die Ertragslage bei der grünen Bank vom Main wegen der hohen Risikovorsorge alles andere als rosig ist (Verluste im Geschäftsjahr 1991: 386.000 Mark), wollten die etwa 100 VertreterInnen der knapp 20.000 Mitglieder Försters Antrag für grünes Licht nur bedingt folgen. Nach stundenlangem Schlagabtausch zwischen GegnerInnen und BefürworterInnen des Fondsprojektes einigte man sich auf eine Kompromißformel: Der Öko-Invest-Fonds soll im Rahmen der Ökobank-Aktivitäten nur „geringere Priorität“ haben — ein Ergebnis, mit dem der Vorstand leben kann, wie Banksprecherin Jutta Gelbrich auf Nachfrage erklärte. Der „Mythos Aktie“, so war aus dem Umfeld der BefürworterInnen zu hören, löse bei den „Müslis“ halt noch immer diffuse Ängste aus — aber da saßen die „Müslis“ längst über den knackigen Öko-Salattellern an der Öko-Bar im Öko-Haus. Klaus-Peter Klingelschmitt