Gewoba rutscht in die Gewinnzone

■ Alle Altschulden bezahlt, ab 1993 sogar Dividende an Bremen und Bremerhaven / Großes Bauprogramm

Die 86 Millionen Mark, die der Bremer Senat 1987 in die Regionalisierung der völlig abgewirtschafteten Neuen Heimat gesteckt hat, haben sich mehr als gelohnt. Mit der Erhöhung des Stammkapitals des Neue-Heimat- Nachfolgeunternehmens Gewoba wurden jetzt auch die letzten Altschulden des größten Bremer Wohnungsbauunternehmens bei der Landeskasse beglichen.

2,2 der 86 Millionen Mark hat die Gewoba bar zurückgezahlt, im Gegenwert von acht Millionen Mark hat sie Grundstücke im Hollerland an die Stadt als Naturschutzgebiet abgetreten, sechs Millionen Mark wurden in einen normal verzinsten Kredit umgewandelt, und mit dem großen Rest von 69 Millionen Mark haben die Städte Bremen und Bremerhaven über eine gemeinsame Beteiligungsgesellschaft die Kapitalerhöhung der Gewoba mitfinanziert. Eine durchaus lukrative Einlage, da die Gewoba mit ihren 43.000 vollständig vermieteten Wohnungen bereits ab 1993 pro Jahr zehn Millionen Mark Dividende ausschütten will, von der die beiden Kommunen 75 Prozent erhalten werden. Die Rettungsaktion der Neuen Heimat hat die StuerzahlerInnen somit lediglich 30 Millionen Mark gekostet, die dem Land seit 1987 für den kostenlosen Kredit an Zinseinnahmen verloren gegangen sind.

„Die Gewoba ist damit jetzt ein ganz normales Unternehmen ohne besondere öffentliche Förderung, das sich frei am Markt bewegen kann“, freute sich Vorstand Werner Teetz gestern bei der Bilanzpressekonferenz. Das von 79 auf 172 Millionen Mark erhöhte Stammkapital soll ab 1993 vor allem im Wohnungsneubau eingesetzt werden. Während die Gewoba in diesem Jahr 45 Millionen Mark in Neubauten investieren will, soll sich diese Zahl schon 1993 auf 100 Millionen erhöhen. Rund 200 eigene und 200 im Auftrag errichtete Wohnungen können damit gebaut werden.

Die Gewoba kalkuliert dabei mit Kosten von rund 3.500 Mark je Quadratmeter Neubauwohnung. „Wir werden in keinem einzigen Fall die vom Land Bremen festgelegte Höchstgrenze von 3.200 Mark pro Quadratmeter für öffentlich geförderte Wohungen einhalten“, mußte Gewoba-Vorstand Eberhard Kulenkampff einräumen. Nach dem Prinzip „der Sonderfall als Regel“ muß dann für jedes einzelne Neubauprojekt mit dem zuständigen Bauressort über eine Ausnahmegenehmigung verhandelt werden.

Zur Begründung kann die Gewoba unter anderem anführen, daß sie besonders viele kleine und speziell ausgestattete Wohnungen für Alte bauen will. „Wir versprechen uns davon auch eine höhere Mobilität in den größeren Hochhauswohnungen“, sagte Kulenkampff. Denn nur mit attraktiven altengerechten Wohnungen seien alleinstehende RentnerInnen noch einmal zum Umzug aus ihren inzwischen zu groß gewordenen Wohnungen zu bewegen. Doch gerade die sind von den fast 11.000 Wohnungssuchenden auf der Gewoba-Warteliste besonders gefragt.

Knapp unter 100 Millionen Mark sollen im kommenden Jahr die Ausgaben der Gewoba für Instandhaltung und Modernisierung sinken. Teuer wird aber noch einmal das Auswechseln der Wasserleitungen aus Blei in 8.000 Gewoba-Wohnungen, für das zehn Millionen Mark zurückgestellt worden sind.

Während die Neubauplanung im Hollerland mangels Bebauungsplan noch stockt, hat die Gewoba ein Modell zum schnellen Bau von 750 neuen Wohnungen entwickelt. Sie sollen mitten auf Auto-Parkplätzen von Wohnanlagen an 50 Standorten in Huchting, Kattenturm, Marßel, Blockdiek und Osterholz entstehen. Der Trick: Die quadratischen Häuser mit je 15 Wohnungen stehen auf Stelzen, unter denen die Blechkisten weiterhin ihren Platz finden. Hohe Erschließungskosten oder Probleme, wie sie in Neubaugebieten mit der Anbindung an den ÖPNV oder mit der Einzelhandels-Versorgung entstehen, treten gar nicht erst auf.

„Gleichzeitig können wir mit diesen Parkplatz-Häusern die Bewohnerverluste von 10 bis 15 Prozent ausgleichen, die bis zum Jahr 2000 durch Verkleinerung der Haushalte in Großwohnanlagen entstehen werden“, hofft Gewoba-Chef Kulenkampff. Ase