Mc Donalds's 400. Deutsche Filiale in Sachsen: Big Hanni for Leipzig

Big Hanni for Leipzig

Leipzig (taz) — Sie hat nicht hineingebissen. Dabei standen wir in der ersten Reihe und haben ein Augenmerk auf des Kanzlers Gattin gehabt. Aber sie hat es nicht getan. Vielleicht war es zu heiß, und vielleicht wäre ihr sorgfältiges Make-up beschädigt worden von der tropfenden Ketchup- Sauce.

Also — Hannelore hat vor dem Big Mac gekniffen, gestern bei der Eröffnung der 400. McDonald's Fast-food-Station in deutschen Landen. Dabei waren die schwitzenden Herren aus der Vorstandsetage des amerikanischen Konzerns besonders stolz, das Jubiläums-Restaurant gerade in einem der neuen Bundesländer eröffnen zu können — in Sachsen nämlich, im schönen Leipzig. Weil die Tage der deutsch-sowjetischen Freundschaft nun offenbar wirklich endgültig vorbei sind und auch kein Mensch in den fünf neuen Bundesländern mehr in trüben Soljankas fischen will, liegt die deutsch-amerikanische Futtergemeinschaft den Neubundesbürgern doch recht im Magen.

Schließlich soll denen auch mal richtig schlecht werden, und dies ist den Heroen der amerikanischen Kultur immerhin 35 Millionen Deutschmark wert (so die Höhe der Investitionen von McDonald's in Ostdeutschland). Dem Kanzler, so scheint es, war es die Entsendung seiner Angetrauten wert, die artig einen Scheck über 40.000 DM für Unfallopfer mit Schädigung des zentralen Nervensystems entgegennehmen durfte.

Weder der zentrale Magen- und Darmtrakt des anwesenden amerikanischen Botschafters von Sachsen und Thüringen, Robert Kimmitt, schien geschädigt, noch der von Big Hanni, jubelten sie doch beide über die Qualitäten der wackeren McDonald's-Köche, die „gerade“ hier in den neuen Bundesländern strikt nach Nährwerttabelle brutzeln würden. Und wie ist das woanders?

Nun gäbe es keine Trennung mehr „in den Köpfen und Herzen“ zwischen den Deutschen, sinnierte Kimmitt — und in den Mägen auch nicht mehr, McDonald's sei Dank. „Von Herzen“ also spendete uns Hannelore den Spalier stehenden netten jungen Damen hinter den computergesteuerten Futterluken „Glückauf für ein fröhliches Tagewerk“ und labte sich selbst an Mineralwasser. Aber: „Mein Mann und ich, wir konnten uns weltwelt von der immer gleichbleibenden Qualität sozusagen physisch überzeugen.“ Kein Wunder, daß einem der Kanzlerburger im Gedärm liegt. Nana Brink