Gesamtkunstwerk zur Filmpremiere

■ Heftige Umarmungen, und ein Viertelpoet

Eigentlich sollte Mittwoch nacht in der Schauburg die Premiere von Günter Wallbrechts Film Dies Der Welt im Mittelpunkt stehen. Doch dann kam folgendes: „... wie ein vergessenes Stück Tau hing ich einsam am Poller der Nichtswürdigkeit.“ Diese bedeutungsschwangeren Worte sind auf dem Mist eines Herrn Felix Esterhazy gewachsen. Was sie bedeuten sollen, weiß wohl nur der Viertel-Poet selbst. Klar gesagt: Vier Esterhazys würden keinen ganzen Poeten ergeben, Felix E. wohnt im Ostertor. Diesem Umstand hat er unter anderem den Kontakt zu den Musikern Andre Szigethy und Peter Apel zu verdanken, und die bilden zusammen mit Amir Arab den Kern der Band The Dry Halleys. Und da Musik zwar Spaß macht, aber auch nicht alles ist, bemühten sich die vier Freunde, den Rockklängen der Band Esterhazys Texte hinzuzufügen. Schon war eine Idee geboren. Ein Gesamtkunstwerk sollte es werden.

„....daß die Haut vibriert in Kitzel von Stöhnen..“. Esterhazy gestikuliert wild auf der Bühne der Kleinen Schauburg, brüllt ins Mikrophon und legt sich voll ins Zeug. Amir Arab hockt derweil hinter Keyboards auf dem Boden und hackt hektisch wabernde Töne aus seiner Maschine. Immerhin galt es, auf dem Weg zum Gesamtkunstwerk einen Meilenstein zu setzen und außerdem der Intensität von Szigethy und Apel nahe zu kommen. Die hatten zu Beginn des Rahmenprogramms der Filmpremiere mit ihren Solo- Auftritten Maßstäbe gesetzt. Zunächst war es der Gitarrist cum laude Apel, der seinen Saiten mit heftigen Umarmungen, flegelhaften Schlägen und sogar einem Maßband die irrwitzigsten Töne abrang. Dazwischen sorgte Keyboarder Andre Szigethy mit getragenem, feinfühligem Tastenspiel und sonorer Stimme für kontrapunktische Ruhe. Das Ping- Pong-spiel der beiden hatte Hand und Fuß. Wem es im Saal zu warm wurde, und es war höllisch heiß, konnte sich an der Cover-Art von Udo Steinmann erfreuen, einen bunten Halley-Querschnitt auf Video ansehen, den Harald Hirtreiter zusammengestellt hatte und natürlich wieder ins Kino- Dunkel abtauchen, wo Günter Wallbrechts Film lief. Er wurde gleich zweimal gezeigt und machte die anstrengende Kulturnacht perfekt. Lobsang Samten