Deckenlicht

■ „25 Jahre Apropos Film“, ZDF, Montag, 23.40Uhr

Einerseits lebt das Fernsehen vom Film, andererseits verkleinert es ihn. Einerseits ist das Fernsehen heute unendlich viel mächtiger als das Kino, andererseits unendlich viel banaler, denn seine Macht bezieht es allein aus seiner Allgegenwart, nicht aus seiner Qualität als Medium. Ein Film ist total, wenn man sich einmal entschlossen hat, ins Kino zu gehen, man kann ihm nicht ausweichen, höchstens das Kino verlassen. Das Fernsehen konkurriert mit Telefon, Kühlschrank und Deckenlicht. Kino ist ein Ereignis, Fernsehen ein Möbel.

Wahrscheinlich ist es unfair, den Kinoredakteur einer Tageszeitung über eine Sendung wie Apropos Film schreiben zu lassen. Er wird eine Mischung aus Sozialneid und Mitleid empfinden. Neid, weil Filmjournalisten im Fernsehen offensichtlich weniger denken müssen und dafür mehr kriegen, und Mitleid, weil das Fernsehen auch in den Filmsendungen nichts anderes zuläßt als immer wieder nur die Verkleinerung des großen Vorfahren, von dessen Substanz es zehrt. Apropos Film ist also 25 Jahre alt geworden. 25 Jahre lang hatte diese Sendung im Durchschnitt vielleicht zehn Minuten Zeit pro Film. Schon der Name der Sendung sagt ja, daß man darin höchstens beiläufig über Filme spricht.

Apropos Film, das ist die Sendung, in der eine österreichisch gefärbte Stimme aus dem Off Sätze sagt wie, Jean Gabin verkörpere in seinen Nachkriegsfilmen „den Typus des kühlen, erfolgreichen Individualisten“, oder: „Besessen, radikal, fanatisch, diese Attribute fallen, wenn von Kubrick die Rede ist.“ Die wenigen Dinge, die ein Filmjournalist im Fernsehen überhaupt sagen kann, würde ihm der Tageszeitungsredakteur glatt streichen. Zu grob und schlagworthaft ist die Sprache. Zehn Minuten pro Film sind natürlich wirklich wenig Zeit. Ein halbseitiges Interview in der taz gibt mindestens eine halbe Stunde Gespräch wieder, das ermöglicht ja geradezu eine Auseinandersetzung mit einem Film.

Die Jubiläumssendung von Apropos Film führte das Prinzip der Verkleinerung auf die Spitze: ein buntes Sammelsurium aus 25 Jahren, Interviewpassagen und Stimmungsbildern von Festivals und Dreharbeiten. Man hätte ja auch ausnahmsweise mal größer denken können. Warum stellt man einer Sendung, die angeblich so verdienstvoll ist, nicht mal einen ganzen Abend zur Verfügung? Warum nicht eine Show über 25 Jahre Kino? Warum nicht eine Debatte über das Verhältnis von Fernsehen und Film? Schließlich wird im Fernsehen auch über alles mögliche andere getalkt. Aber nein. Das Fernsehen lebt vom Film, aber es mag ihn nicht besonders. Thierry Chervel