Automief-betr.: "4.000 Krebstote durch Autoabgase", taz vom 27.6.92 / Motto der Zukunft: Verkehrsvermeidung

Betr.: „4.000 Krebstote durch

Autoabgase“, taz vom 27.6.92

In dem Beitrag werden einige Sachverhalte nicht richtig dargestellt:

1.Sie erwähnen eine Studie des Länder-Ausschuß für Immissionsschutz (LAI). Die Umweltministerkonferenz hat diese Studie zustimmend zur Kenntnis genommen. Die Studie wird nicht zurückgehalten, sondern vom federführenden Land Nordrhein-Westfalen auf Anfrage verschickt.

2.Der Konzentrationswert für Rußpartikel liegt im Entwurf der Verordnung zur Festlegung von Konzentrationswerten bei acht Mikrogramm pro Kubikmeter Raumluft, und nicht, wie Sie behaupten, bei 40 Mikrogramm.

3.Es ist falsch, daß das BMU nicht in der Lage war, den vermeintlichen Widerspruch zwischen den Konzentrationswerten unserer neuen Verordnung und den Grenzwerten des LAI-Berichtes zu erklären. [...]

In der Studie werden mittlere Schadstoffkonzentrationen vorgeschlagen, um das anhand von Schätzungen ermittelte Risiko durch krebserzeugende Luftverunreinigung in Ballungsgebieten von 1:1.000 auf 1:2.500 zu senken. Dabei bleiben stark belastete Verkehrsknotenpunkte außer Betracht. Die mittlere Belastung in der LAI-Studie bestimmt sich aus Meßpunkten, die einen Kilometer auseinander liegen. Die neue Verordnung nach Paragraph40 Abs.2 Bundesimmissionsschutzgesetz verfolgt demgegenüber das Konzept der punktbezogenen Betrachtung an Verkehrsbrennpunkten. Dort liegen die Konzentrationen für Benzol und Ruß heute bei zirka 25 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft im Jahresmittel. Durch die im Verordnungsentwurf vorgeschlagenen Werte von zehn Mikrogramm Kubikmeter Luft für Benzol und acht Mikrogramm für Ruß wird die gleiche Reduktion (Faktor zirka 2,5) an den Brennpunkten erreicht, wie durch die LAI-Empfehlung für Ballungsgebiete. Franz August Emde,

Pressesprecher des Bundes-

ministersfür Umwelt, Natur-

schutz und Reaktorsicherheit,

Bonn

Betr.: dito

[...] Wenn das Bundesumweltministerium nun, wie in der taz berichtet, seit einem Jahr die gesundheitsschädigenden Auswirkungen der Autoabgase den Bürgern vorenthält, beweist es damit entweder Menschenverachtung oder Scheu vor dringend notwendigen, längst überfälligen Radikalkuren in Verkehr und Wirtschaft, die natürlich unpopulär wären. Dazu bedarf es natürlich zuallererst der Ausschaltung des arroganten Öko-Terroristen auf dem Stuhle des Verkehrsministers, Krause. Seine Karriere könnte beispielsweise durch die Veröffentlichung des besagten Berichtes Schaden erleiden, und seine großdeutschen Betonierungspläne für Autobahnen (Küstenautobahn, Autobahn über den Thüringer-Wald-Kamm und so weiter) würden dann fragwürdig, was sie ohnehin schon lange sind. Bewiesen sind doch längst die Zerstörung der Natur, wie auch die Zusammenhänge zwischen allergischen Erkrankungen und dem unter anderem durch Autoabgase erzeugten Ozonsmog.

Was also muß denn noch passieren? Verkehrsvermeidung sollte das Motto für die Zukunft sein, anstatt neue Straßen zu bauen (höchstens Fahrradwege). Dazu muß man das öffentliche Verkehrsmittelnetz aktivieren, die Fahrpreise senken und die Benzinpreise drastisch erhöhen, damit die Privattour im Auto zum Luxus wird und eine Bahnfahrt alternativ und attraktiv. Siegmar Lorenz, Niendorf