Militärhubschrauber für Sarajevo

■ Frankreich will durch insgesamt 580 Mann Verstärkung den „Schutz von Sarajevo“ garantieren

Zagreb/Paris (dpa/taz) — Die Vorbereitungen für eine militärische Intervention in Ex-Jugoslawien laufen weiter. Auch Frankreich will in dieser Beziehung offenbar nicht länger zurückstehen. Nachdem die USA bereits Marinekreuzer ins Adriatische Meer verlegt hat, beschloß gestern auch Frankreich die Entsendung von Kampfhubschraubern. Schon in der kommenden Woche, so der Armee- Sprecher in Paris, soll es losgehen: Um den „Schutz von Sarajevo“ zu garantieren, werden außer den neun bis dreizehn Hubschraubern auch noch 144 Mann auf den Weg geschickt. Hubschrauber und Soldaten sollen am kommenden Mittwoch im Mittelmeerhafen Toulon eingeschifft und am Sonntag darauf in Rijeka ankommen. Von dort, so die Planung, werden die fünf Puma- und vier Gazelle-Hubschrauber nach Sarajevo weiterfliegen. Doch damit nicht genug. Bis zum 23. Juli will Frankreich insgesamt 580 Mann Verstärkung in die eingeschlossene bosnische Hauptstadt schicken. Wie es offiziell heißt, „zur Unterstützung“ der 120 französischen UNO- Soldaten.

Die Situation vor Ort hat sich trotz UNO-Präsenz allerdings kaum geändert. Wie in der Nacht zuvor, war für die Menschen in Sarajevo auch gestern nicht an Schlaf zu denken. Wieder stand die bosnische Hauptstadt unter massivem Artilleriebeschuß. Wie Radio Zagreb gestern früh berichtete, dauerten auch in Nordbosnien die Gefechte der serbischen und kroatisch-moslemischen Verbände an. Überall, so hieß es, befänden sich die serbischen Verbände auf dem Vormarsch.

Der kroatische Rundfunk meldete ferner, die Grenzstadt Slavonski Brod in der Nähe von Bosanski Samac sowie kroatische Stellungen in der Nähe der Küstenstadt Dubrovnik seien sporadisch mit Artillerie beschossen worden. Angaben über die Opfer wurden zunächst nicht gemacht. Dubrovnik steht bereits seit zehn Tagen von Südbosnien aus unter Beschuß.

Unterdessen versucht die Serbische Regierung die negativen Folgen des UNO-Wirtschaftsembargos abzumildern. Dafür hat das Belgrader Parlament der größten jugoslawischen Teilrepublik gestern Notstandsgesetze verabschiedet. Mit 79 gegen 17 Stimmen bei fünf Enthaltungen erteilten die Abgeordneten der Regierung weitestgehende Vollmachten: Ab sofort kann die Regierung Löhne und Preise nach Belieben festsetzen und Teile der Verfassung außer Kraft setzen.

Die Opposition hatte die Notstandsgesetze als „kalten Staatsstreich“ abgelehnt. Es gehe nicht an, daß der Regierung solche Ermächtigungen erteilt werden. Schließlich sei kein Ausnahmezustand ausgerufen worden. Die Sondergesetze dienten lediglich dazu, „durch krumme Geschäfte Einzelpersonen zu Millionären zu machen.“ BZ