Dorothee Sölle

„Ich habe für eine langsamere Gangart bei der Wiedervereinigung plädiert und sehe die Gründung dieser Komitees als eine Fortsetzung, die eigene Geschichte der Menschen in der DDR nicht auf den Müllhaufen zu werfen. Ich bin gerade in Erfurt auf einem regionalen Kirchentag gewesen. Dort habe ich mit sehr vielen Leuten gesprochen. Die Stimmung in der alten DDR ist katastrophal. Angst vor Wohnungsverlust, Arbeitsverlust, Rentenverlust, Schließung der kulturellen Einrichtungen, Zerstörung der eigenen Identität nehmen immer noch zu. Die Übernahme als Wiedervereinigung zu bezeichnen, ist der reinste Euphemismus.

Mir scheint, daß die Sammlungsbewegung Leute, die sich traditionellerweise weniger gewehrt haben, einbezieht in diese genuine Ostkritik an der westlichen Übermacht.“ Dorothee Sölle ist Theologin

und Schriftstellerin